Am Donnerstag entscheidet sich kurzfristig alles!

12.09.2017 | Artikel über Gerry Weber International (DE0003304101) von MMeier

Zusammenfassung

  • Gerry Weber rutschte nach dem Wechsel auf dem Vorstandsposten (von Vater zu Sohn) dramatisch ab.
  • Die Aktie scheint im Bereich um 10 Euro einen Boden gefunden zu haben, die Insider kaufen.
  • Am Donnerstag fällt kurzfristig eine wichtige Entscheidung...

Einschätzung

Kaufen Langfristige Anlage

Vorab möchte ich klarstellen, dass ich mich mit dieser Einschätzung weit aus dem Fenster lehne. Denn Gerry Weber wird am kommenden Donnerstag, dem 14. September, seine aktuellen Quartalszahlen vorlegen. Und je nachdem wie diese ausfallen, wird die Aktie kurzfristig steigen oder fallen. Ich setze jedoch heute schon auf steigende Kurse und könnte daher voll auf die Nase fallen. Daher halte ich bei dieser Aktie die Platzierung eines Stoppkurses knapp unterhalb von 9,50 Euro für essentiell. Denn sollte es schlechte Zahlen geben und die Aktie unter die wichtige charttechnische Unterstützung im Bereich um 10 Euro fallen, ist diese Spekulation (Turn-Around Spekulation) sofort hinfällig. Jeder, der mir daher hier in meiner Einschätzung folgt, sollte sich des Risikos bewusst sein und dieses mit Hilfe des empfohlenen Stoppkurses begrenzen.

Weil diese Einschätzung so spekulativ und evtl. schon am Donnerstag hinfällig ist, möchte ich dieses Mal etwas weniger ausführlich sein. Dennoch hier die wichtigsten Faken, auf denen meine Einschätzung basiert.

 

Unternehmensprofil

Die Gerry Weber International AG ist ein Hersteller von Damenbekleidung und Lizenzgeber für weibliche Accesoires. Unter dem Dach der Gesellschaft sind mehrere Modemarken vereint, neben Gerry Weber selbst bspw. auch Taifun und Samoon. Jede einzelne Marke agiert dabei unabhängig von den anderen mit einem individuellen Sortiment. Die Aktiengesellschaft fungiert hingegen als Holding, die zentrale Dienstleistungen wie Controlling, IT, Personal- und Rechnungswesen sowie Technik übernimmt. Gerry Weber selbst sieht sich dabei als ein internationaler Fashion- und Lifestyle-Konzern und unterhält als solcher Filialen sowie Shop-in-Shop Verkaufsflächen in rund 60 Ländern.

Gegründet und geführt wurde das Unternehmen einst von Gerhard "Gerry" Weber und Udo Hardieck. Lange Zeit führte Weber die Geschäfte und war dabei sehr erfolgreich. So baute er in seiner Heimat Halle in Westfalen ein imposantes Tennisstadion, in dem jedes Jahr das Rasenturnier Gerry Weber Open statt findet. Damit schlug er gleich drei Fliegen mit einer Klappe. Zum einen konnte er den von ihm geliebten Tennissport fördern, zum zweiten seiner Heimat etwas gutes tun und zum dritten war das einzige deutsche Rasenturnier natürlich auch unter Marketinggesichtspunkten sehr erfolgreich. Mit Übernahme der Geschäfte durch Webers Sohn Ralf begannen dann jedoch die Probleme. Dabei streiten die Anleger bis heute darum, ob der arme Sohnemann nur die Leichen seines Vaters aus dem Keller holen musste oder der Verantwortliche für die Unternehmenskrise ist.

Ich vermute eine Mischung aus beidem, wobei ich Ralf jedoch durchaus die Führung des Konzerns zutraue. Denn immerhin hat er mit dem Restrukturierungsprogramm FIT4GROWTH die richtigen Lehren gezogen und versucht so die Gesellschaft auf den einstigen Wachstumskurs zurück zu führen. Ob das auch gelingt, können wir wahrscheinlich schon nach Vorlage der nächsten Quartalszahlen am kommenden Donnerstag Morgen (7:40 Uhr) abschätzen. Darum sind diese auch so wichtig!

 

Unternehmensentwicklung

Anders als bei anderen Unternehmen, brauche ich bei Gerry Weber nicht so einen tiefen Blick in die Bilanz zu werfen. Es genügt zu wissen, dass der Jahresumsatz 2014/2015 bei 920,8 Mio. Euro lag und in 2015/2016 auf 900,0 Mio. Euro (-2,3%) zurück fiel. Ferner reduzierte sich der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) zugleich von 79,2 Mio. Euro auf 11,96 Mio. Euro (-84,9%). Dabei war es schon im Vorjahr schlechter gelaufen, denn in der Vergangenheit hatte das EBIT regelmäßig über 100 Mio. Euro gelegen.

 

Unternehmenseigene Prognose für das laufende Geschäftsjahr 2016/2017 - bestätigt!

Bereits Anfang des Jahres rechnete der Vorstand um CEO Ralf Weber mit einem um 2-4% rückläufigen Konzernumsatz sowie einem EBIT zwischen 10-20 Mio. Euro, vermutlich in etwa auf Höhe des Vorjahresniveau (ca. 12 Mio. Euro). Diese Prognosen wurden dann im Zuge der Vorlage der Q2-Zahlen im Juni noch einmal genauso bestätigt, was die Anleger etwas enttäuscht aufnahmen. Sie hatten mit einer Spezifizierung bzw. einer leichten Anhebung der Prognosen gerechnet, zumal es zuletzt bei Gerry Weber schon wieder etwas besser gelaufen war.

 

Meine Prognosen für 2016/2017 bis 2018/2019

Auf Basis der bisher vorgelegten Planungen sowie unter Berücksichtigung der Analystenschätzungen glaube ich, dass die Gerry Weber International AG in 2016/2017 einen Konzernumsatz von 875 Mio. Euro sowie ein EBIT von 15 Mio. Euro (also etwas höher als das Unternehmen selbst) erzielen kann. 2017/2018e sollte der Konzernumsatz dann wieder um +4% auf rund 910 Mio. Euro anspringen und dabei ein EBIT in Höhe von 50-60 Mio. Euro erzielt werden. Für 2018/2019e dürfte der Konzerumsatz um weitere gut +4% auf rund 950 Mio. Euro steigen und das EBIT dabei wieder an die 100 Mio. Euro Marke heran reichen.

 

Chartanalyse: Abwärtstrend beendet, aber 10 Euro Marke entscheidend!

Quelle: Guidants

Eingezeichnet habe ich in diesem Chart den kurzfristigen Abwärtstrend, den die Aktie (genauso wie schon länger zuvor den langfristigen Abwärtstrend) überwunden hat. Man erkennt, dass sowohl aus kurz- wie auch aus mittel- und langfristiger Sicht der Boden knapp unterhalb der Marke von 10 Euro liegt. Zudem erkennt man, dass sich die Aktie kurzfristig in einer Seitwärtsbewegung zwischen ca. 10,40 Euro und 11,30 Euro befindet. Somit gibt es charttechnische Unterstützungen nach unten bei ca. 10,40 und 9,90 Euro, woraus auch die Empfehlung eines Stoppkurses knapp unterhalb von 9,50 Euro resultiert. Nach oben hin muss dagegen die Marke von 11,30 Euro überwunden werden, um ein Kursziel bei 14,35 Euro und darüber hinaus um 18,00 Euro zu aktivieren. Auch der Chart deutet also auf eine bald bevorstehende Entscheidung (wohl am Donnerstag im Zuge der Quartalszahlen) hin.

 

Fazit/Bewertung der Aktie

Fakt ist, dass Gerry Weber in nicht allzu weiter Vergangenheit regelmäßig ein EBIT von über 100 Mio. Euro erzielte und seinerzeit auf einen Börsenwert von ca. 1,35 bis 1,8 Mrd. Euro kam. Damals sah man allerdings noch die Risiken nicht, denen ein solcher Modekonzern ausgesetzt ist. Inzwischen haben die Anleger diese Risiken jedoch vor Augen geführt bekommen und werden sie daher so schnell nicht mehr ignorieren. Ein Börsenwert zwischen 1,35 und 1,8 Mrd. Euro erscheint daher zu hoch gegriffen.

Allerdings kann man ein EBIT von über 100 Mio. Euro sicherlich auch nicht mit den aktuell nur knapp 500 Mio. Euro angemessen bewerten. Wie immer, liegt die Wahrheit wohl in der Mitte. Bei einem Rückkehr zu einem EBIT über die 100 Mio. Euro Marke halte ich hier - auch unter Berücksichtigung aller Risiken - einen Börsenwert zwischen gut 800 Mio. Euro und rund 1 Mrd. Euro für angemessen. Demnach läge der faire Kurs zwischen ca. 18 und 22 Euro. Genau auf diesem Kursniveau sehe ich daher auch das Kursziel für den Titel - es sollte auf Sicht von 12-18 Monaten erreichbar sein.

Alles in allem halte ich die Aktie daher auf dem gegenwärtigen Kursniveau für einen Turn-Around Kaufkandidaten mit Kursziel 20 Euro (+/-2 Euro, auf Sicht von 12-18 Monaten). Ein Stoppkurs knapp unterhalb von 9,50 Euro sichert die Position dabei ab. Somit kommt man auf ein tolles Chance/Risiko-Verhältnis von +84% zu -13% oder etwa 6,5:1. Da kann man schon mal eine solche Spekulation wagen, finde ich!

Offenlegung von eigenen Positionen

Ich halte keine Position (direkt oder über Derivate) in der in dem Artikel behandelten Aktie.

Offenlegung von Geschäftsbeziehungen

Ich habe diesen Artikel selbst geschrieben und meine eigene Meinung wiedergegeben. Ich erhalte keine Vergütung für diesen Artikel (außer ggf. von Spekunauten). Ich habe keine Geschäftsbeziehungen mit einem der im Artikel genannten Unternehmen.

Kein Spekunaut hat diese Aktie im Portfolio

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