Verpasst sein Gewinnziel um Längen - wie erwartet

23.10.2017 | Artikel über General Electric (US3696041033) von Blaues Hufeisen

Zusammenfassung

  • Quartalsgewinn pro Aktie von 0,29 statt 0,49 US$ erwartet.
  • Jahreserwartungen von 1,60 bis 1,70 US$ gekürzt auf 1,05 bis 1,10 US$
  • Dividendenrendite von 4% ist hochgradig gefährdet. Aktienrückkaufprogramm wird gestutzt.

Einschätzung

Verkaufen Kurzfristige Anlage

Da meine strategische Verkaufsempfehlung für die Aktie von General Electric erst vier Wochen alt ist, reicht es heute ein kurzes Update zu den Quartalszahlen zu machen und einen Ausblick zu geben.

An der generellen Problematik hat sich mit dem heutigen Quartalsbericht nicht viel geändert. Für mich waren die Zahlen ein komplettes Desaster und schlimmer als ich es mir vorstellen konnte. 

In meinem letzten Artikel schrieb ich: "Das 3. und vielleicht auch das 4. Quartal dürften sehr schwach ausfallen, denn insbesondere wird Flannery seine Gunst der Stunde nutzen, um seinem Vorgänger Immelt so viel Dreck in die Schuhe zu schieben wie möglich."

Dass es dann aber so eine starke Verfehlung wird, überraschte mich dann doch etwas. Immerhin gab es im Juli noch die Aussage von GE, dass man die Planzahlen erreichen wolle und die Dummbeutel-Analysten an der Wallstreet haben mit wenigen rühmlichen Ausnahmen wie dem Morgan Stanley Anlayst Nigel Coe ein solides Quartal mit 0,49 US$ Gewinn pro Aktie erwartet. Nun wurden daraus nicht einmal 0,30 US$ und die Erwartungen für das gesamte Jahr wurden noch einmal drastisch gekürzt. 

Schuld an dem Debakel ist natürlich die Energiesparte. Diese leidet unter hartem Konkurrenzdruck und technologischen Revolutionen wie der Solar- und Windenergie, die dezentral läuft. Große Turbinen wie sie von GE hergestellt werden benötigen daher immer weniger Kunden. Die Energiesparte musste darum eine Halbierung seines Profits hinnehmen.

Cash-Flow schmilzt schneller als Butter auf der Heizung

Die Grundlage eines soliden Geschäfts und der Dividenden sowie Aktienrückkaufprogrammen, ist ja immer der operative Kapitalzufluss (Cash-Flow). Dieser trübte sich bei GE in den letzten Jahren immer weiter ein und markierte im Quartal einen Tiefpunkt. Der operative Cash Flow fiel von 2,9 Mrd. US$ im 3. Quartal des letzten Jahres auf nur noch 1,74 Mrd. US$.

Wie bitteschön soll damit noch eine halbwegs vernünftige Investitionspolitik, stabile Dividenden und Aktienrückkäufe möglich sein? 

Gewinnschätzungen 2018 im Sinkflug

Eigentlich hatte GE selbst für 2018 einen Gewinn pro Aktie von rund 2 US$ angepeilt. Das erscheint aus heutiger Sicht utopisch. Die Wallstreet Schlafmützen haben darum heute reagiert und ihre Erwartung nach unten geschraubt. Aktuell stehen die EPS Erwartung 2018 bei 1,60 US$. Doch selbst diese neue Prognose dürfte eher noch zu hoch sein. 

Dividendenkürzung oder sogar Ausfall?

GE benötigt in diesem Jahr mehr als seinen gesamten freien Cash-Flow, um die Dividenden zu zahlen. Außerdem wollte man 1,8 Mrd. US$ der Pensionskasse zuführen und 3-4 Mrd. US$ investieren. 

Darum muss jetzt schon das Aktienrückkaufprogramm beschnitten werden, das mit 11 Mrd. US$ geplant war. Davon wurden bisher nur 3,7 Mrd. US$ ausgeführt.

Fazit: Nur drastische Maßnahmen können die Wende einleiten

Der neue CEO John Flannery muss jetzt drastische Maßnahmen ergreifen, um den operativen Abwärtsternd des weltgrößten Industriekonglomerats zu drehen. Die Entlassung des Finanzvorstands Jeff Bornstein reicht dafür mit Sicherheit nicht aus. 

Tatsächlich braucht GE eine komplette Neuausrichtung. Verkäufe von Geschäftssparten und einen Fokus auf margenstarke Segmente wie Aviation und Gesundheit. 

Die Chance dafür stehen unter dem neuen CEO wirklich gut. Am 13. November will dieser seine Pläne an die Öffentlichkeit bringen. Das schwache Quartal war darum auch mit Sicherheit ein Stück weit hausgemacht, um der Belegschaft und den Anteilseignern die Dramatik der Lage vor Augen zu führen und sie geschlossen hinter den Umstrukturierungsplan zu bringen. 

Bis dahin wird die Aktie vermutlich weitere Federn lassen. 

Ob mein Wunsch-Ausverkaufsziel von 15 € noch in diesem Jahr oder erst im Frühjahr 2018 erreicht wird, muss sich zeigen. Eine langfristige Wende wird aber mit Sicherheit mehrere Quartale benötigen und darum wäre es auch kein guter Rat die Aktie jetzt oder in den kommenden Monaten zu kaufen. 

Vor einer Erholungsspekulation, die ich ab Januar 2018 für möglich halte sollten Anleger mindestens die Kürzung der Dividende abwarten und sehen wie der Kurs darauf reagiert. 

Zur Stunde reagiert der Kurs nicht einmal so arg negativ auf die Quartalszahlenveröffentlichung. Es scheint immer noch viele Hoffnungskäufer zu geben, die an eine stabile Dividende und den Turnaround glauben. 

Für mich ist das in etwa so wahrscheinlich wie die Existenz des Weihnachtsmanns. An den glaube ich nämlich auch nicht. 

Langfristiig sollten Anleger die Aktie wegen ihrer großen Probleme mindestens bis zu einem sich abzeichnenden negativen Konjunkturausblick meiden wie der Teufel das Weihwasser und erst "geschenkte" Kurse zum Einstieg nutzen wie es Warren Buffett während der Finanzkrise 2008 vormachte.

Offenlegung von eigenen Positionen

Ich halte keine Position (direkt oder über Derivate) in der in dem Artikel behandelten Aktie.

Offenlegung von Geschäftsbeziehungen

Ich habe diesen Artikel selbst geschrieben und meine eigene Meinung wiedergegeben. Ich erhalte keine Vergütung für diesen Artikel (außer ggf. von Spekunauten). Ich habe keine Geschäftsbeziehungen mit einem der im Artikel genannten Unternehmen.

    Kommentare (4)

  • JojoMN vor über 5 Jahren

    Super Artikel

  • MMeier vor über 6 Jahren

    Kurzfristig könnte es unter dem neuen CEO tatsächlich mal einen kleinen Aufschwung geben. Am nachhaltigen Turn-Around habe ich aber höchste Zweifel. In der Vergangenheit sind schon öfter Imperien untergegangen, während an anderer Stelle neue entstanden sind. Die neuen Imperien heißen Alphabet (Google), Amazon.com, facebook und Co.

  • Ray123 vor über 6 Jahren

    Man kann hier sicherlich auf einen Turnaround spekulieren. Aber z.B. auch Steve Tusa von JP Morgan kommentierte, dass angesichts der geringeren Barmittel - Basis für die Ausschüttungen an die Aktionäre - eine Kürzung der Dividende drohe. Dies dürfte viele Anleger dann doch wieder vom Kauf abschrecken.
    Ob da eine Siemens, zumindest kurzfristig, nicht die bessere Kaufoption darstellt?

    busdriver08 vor über 6 Jahren

    Bessere Kaufoptionen gibt es natürlich viele,aber die Börse handelt ja bekanntlich immer die Zukunft. Ganz Mutige könnten hier natürlich jetzt schon auf einen Turnaround spekulieren und schon mal einen Fuss in die Tür stellen....

    Ray123 vor über 6 Jahren

    Aber vorher warte ich dann doch auf eindeutige charttechnische Zeichen. Schließlich soll man ja nicht ins fallende Messer greifen :)

  • Hai vor über 6 Jahren

    Jetzt long & strong. Neuer CEO bringt den Karren wieder auf Kurs. Das Schlechteste ist hinter uns.

    Blaues Hufeisen vor über 6 Jahren

    Kurzfristig ist wohl viel negatives im Kurs enthalten, da stimme ich Dir zu.

    Der Schlüssel für eine Erholung liegt darin, dass der neue CEO mit dem Besen kehrt und vor dem nächsten Konjunktureinbruch alle Sparten, die Sorgen bereiten, verkauft oder radikal saniert. Sonst läuft er Gefahr, dass die kurzfristige Erholung, die sicher wahrscheinlich ist, wieder abbricht.

    Bin gespannt, aber ich werde wie gesagt zunächst den 13.11. abwarten und die Dividendenpolitik beobachten.

    Wünsche Dir viel Erfolg beim günstigen einsammeln.

Weitere Artikel
Nach Ausverkauf - wo liegt der Wert? ...
6 Kommentare