Neue Marschroute: Als Spitzenreiter ins "Reich der Mitte" vordringen

28.09.2017 | Artikel über Gazprom (ADR) (US3682872078) von Ray123

Zusammenfassung

  • Gazprom verfügt über die weltweit größten Erdgasvorräte
  • Eine neue Gas-Pipline ins Reich der Mitte könnte neue Chancen bieten
  • Hohe Schuldenlast drückt die Marge des Konzerns und dessen Investitionsmöglichkeiten

Einschätzung

Kaufen Langfristige Anlage

Gazprom ist ein globales Energieunternehmen und gehört zu den vier größten Erdölproduzenten in der Russischen Föderation, dessen weitere Hautgeschäftsfelder die geologische Erkundung, Förderung, Transport, Speicherung, Verarbeitung und Vermarktung von Gas sowie die Erzeugung und Absatz von Elektro- und Wärmeenergie sind.

Strategisches Ziel ist die Etablierung der Gazprom als Spitzenreiter unter anderen globalen Energieunternehmen, indem der Konzern seine Absatzmärkte diversifiziert, zuverlässige Lieferungen sicherstellt, die Effizienz seiner Geschäftstätigkeit steigert und das wissenschaftlich-technische Potenzial nutzt. Um dieses Ziel zu erreichen geht man nun einen neuen Weg. Und das von nun an neue Zeitrechnung begonnen hat demonstiert man auch beim Bau des neuen Lakhta-Towers in Petersburg.

Gazproms Blick in eine neue Zukunft: China als neue Chance?

Konzernchef Alexej Miller will schon bald nach China reisen um die Pläne für eine neue Pipeline in das Reich der Mitte zu konkretisieren. Diese Pipeline könnte langfristig aus strategischer Sicht durchaus sinnvoll sein, kurzfristig überwiegen aber eher die (wirtschaftlichen) Risiken.

Denn anders als die bereits vorhandene Route, durch die bereits ab Ende 2019 russisches Erdgas nach China gelangen soll, führt die neue Route nicht in die Wirtschaftszentren Chinas. Wie rentabel diese Pipeline dann ausgelastet werden könnte, ist daher für viele Experten fraglich. Auch die ins Spiel gebrachte Option, die Pipeline bei Bedarf in ferner Zukunft bis zu den aufstrebenden südasiatischen Staaten zu verlängern, dürfte aus wirtschaftlicher Sicht kaum erstrebenswert sein (so müssten etwa das Himalaya-Gebirge überquert werden, welches die Kosten in astronomische Höhen schrauben würde).

Es wäre also ein Wagnis für Gazprom. Und anders als die strategisch absolut sinnvolle Pipeline in den Osten Chinas wohl auch eines, das sich mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht rechnen würde. Bedenkt man zudem, dass Gazproms Schuldenstand sich ohnehin derzeit deutlich erhöht, bleibt für die Gazprom-Aktionäre vorerst nur zu hoffen, dass sich dieses Projekt verzögert beziehungsweise zunächst gar nicht realisiert wird.

 

Politischer Ärger um die Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 

Politik schafft es immer wieder wirklich seltsame Blüten zu treiben. Mit dem Infrastrukturprojekt Nord Stream 2 wird schon fleißig an einem Pipeline-Projekt gebaut, dass in naher Zukunft ein zentraler Baustein der europäischen Energieversorgung sein könnte. Sogar die ersten Rohre sind schon fertig, um die Pipeline mit einer Jahreskapazität von 55 Mrd. Kubikmeter Gas zu legen. Doch nun hat die EU Bedenken wegen Wettbewerbsverzerrung geäußert. Dieses neue Hindernisse für Nord Stream 2 ist ärgerlich, aber es sieht bisher eher danach aus, als ob die EU hier einen Poker im Ärmel haben will, um in einer guten Verhandlungsposition zu sein, als dass sie wirklich Interesse daran hat, den Bau der neuen Pipeline zu verhindern. Zwar sind viele Partner in das Projekt involviert, aber am Ende wird es trotzdem Gazproms Pipeline sein durch welche Gazproms Erdgas fließen wird.

Neben Risiken gibt es aber auch Chancen...

Und trotzdem: Sollten sich die Preise für Erdöl und Erdgas weiterhin positiv entwickeln sind auch hier Chancen auszumachen. Denn Gazprom verfügt über die weltweit größten Erdgasvorräte. Ihr Anteil an den Gasvorräten beträgt 17 Prozent weltweit und 72 Prozent in Russland. Gegenwärtig implementiert der Konzern aktiv großangelegte Projekte zur Erschließung von Gasressourcen auf der Halbinsel Jamal, auf dem Arktis-Schelf, in Ostsibirien und im Fernen Osten sowie mehrere Projekte zur Prospektion und Förderung von Kohlenwasserstoffen im Ausland. Auch liegt Gazprom weltweit auf Rang eins in Bezug auf die Erzeugung von Wärmeenergie.

Der Konzern besitzt außerdem das weltweit größte Gastransportsystem, dessen Länge sich auf beinahe 171.200 Kilometer beläuft. Auf dem Binnenmarkt vermarktet Gazprom mehr als die Hälfte des verkauften Gases. Der Konzern liefert darüber hinaus Gas in mehr als 30 Länder im nahen und fernen Ausland.

Fazit

Natürlich ist die Aktie eine Wette auf steigende Energiepreise. Wenn man aber bedenkt, dass die Anzahl der Menschen auf diesem Planeten weiter zu nimmt - und damit auch der Bedarf an Energie - dürfte auch Gazprom davon profitieren. Auch die strategischen Investitionen in die Erschließung neuer Energiequellen könnten sich in Zukunft auszahlen.

Charttechnisch dürfte derzeit bei 4,25 Dollar schon die erste Hürde für die Aktie liegen. Sollte aber diese Marken genommen werden, wäre sogar Luft bis 4,60 Dollar. Allerdings ist gerade bei der stets volatilen Gazprom-Aktie natürlich zwischendurch immer wieder mit zum Teil deutlichen Korrekturen zu rechnen. Die Aktie bleibt daher nur etwas für mutige Anleger mit langem Atem...

Quellen: gazprom.de, ard.de

Offenlegung von eigenen Positionen

Ich halte keine Position (direkt oder über Derivate) in der in dem Artikel behandelten Aktie.

Offenlegung von Geschäftsbeziehungen

Ich habe diesen Artikel selbst geschrieben und meine eigene Meinung wiedergegeben. Ich erhalte keine Vergütung für diesen Artikel (außer ggf. von Spekunauten). Ich habe keine Geschäftsbeziehungen mit einem der im Artikel genannten Unternehmen.

    Kommentare (1)

  • busdriver08 vor über 6 Jahren

    Sehr gut analysiert,Ray. Natürlich muss auch hier immer auf den Währungskurs geschaut werden..und die Konkurrenz auf diesem Gebiet sollte man auch nicht unterschätzen...

    Ray123 vor über 6 Jahren

    Das stimmt, ganz risikofrei ist die Investition in Gazprom nicht. Aber aus meiner Sicht ist eher der hohe Grad der Verschuldung das höhere Risiko als die Wechselkursschwankungen der Devisen.

    busdriver08 vor über 6 Jahren

    Risiko gehört zum Geschäft....und wie man hört,ist der Altkanzler auch wieder bei den Russen (Putin) am start....

    Ray123 vor über 6 Jahren

    Der Schröder ist halt zur Kultfigur bei den Russen aufgestiegen ;)

    busdriver08 vor über 6 Jahren

    Es scheint Bewegung in den Öl und Gassektor zu kommen...davon sollte auch der Gasriese profitieren..

    Ray123 vor über 6 Jahren

    Stimmt! Robert Sasse hat den Ist-Zustand dieser Aktie in einem kurzen Artikel gut zusammengefasst: www.sharewise.com/de/news_articles/Gazprom_Gutes_Zeichen__RobertSasse_20171105_1300

    busdriver08 vor über 6 Jahren

    Ich hätte nicht gedacht,dass Öl sich noch mal so stark erholen würde...aber gut für Gazprom und Co. Schlecht natürlich für uns als Verbraucher

    Ray123 vor über 6 Jahren

    Ich denke der Ölpreis ist derzeit auch eher von Angst getrieben. Die weltweiten Kapazitäten sind immer noch auf sehr hohem Niveau, aber natürlich spielen die derzeitigen Öl-Preise Gazprom in die Hände :)

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