Der Kurseinbruch steht erst am Anfang

12.06.2017 | Artikel über Amazon (US0231351067) von G. Goldherz

Zusammenfassung

  • Amazon Aktien brachen am 9. Juni überraschend und innert weniger Stunden um über 3% ein.
  • Bis sich die Bewertungsrelationen normalisiert haben kann der Kurs 50% fallen.
  • Alle FAANG-Aktien sind relativ teuer. Vergleichsweise günstig sind dagegen Goldaktien.
  • Es dauert voraussichtlich mindestens 10 Jahre bis Amazon den Einzelhandelskonzern Wal Mart eingeholt hat.
  • Die Bewertung mit der doppelten Marktkapitalisierung von Wal Mart ist zu hoch.

Einschätzung

Verkaufen Kurzfristige Anlage

Goldherz Report (www.goldherzreport.de) Lesern habe ich Anfang April eine amüsante Bezeichnung für die Amazon-Aktie mitgeteilt.

Für mich ist sie ganz einfach eine "SAU-Aktie"! 

Wobei SAU für Spekulativstes Anzunehmendste Unternehmen steht.

Ich gebe zu, diese Warnung vor Amazon-Aktien war sehr ambitioniert und ich war mit meiner Skepsis relativ früh dran, denn der Kurs stand damals noch bei 900 US$ und stieg im Laufe der letzten zwei Monate um weitere 10%. Gleichwohl glaube ich, dass wir bei dieser Aktie nahe der Hochs für die nächsten Jahre stehen.

Wobei sich meine Zurückhaltung nicht nur auf Amazon bezieht.

Der Kurs von Amazon.com brach am Freitag, dem 9. Juni überraschend um zeitweise 4% ein und beendete den Handelstag mit einem Minus von 3%. Dieser Rückgang ist besonders ungewöhnlich, weil Amzon in den letzten Monaten ein wahres Kursfeuerwerk abfeuerte. Die Aktie ist seit Jahresbeginn um >30% auf >1.000 US$ gestiegen und notiert innerhalb von fünf Jahren mit mehr als 300% im Plus. 

Amazon war eine der FAANG-Aktien (Facebook, Apple, Amazon, Netflix, Google) und gehörte zu den Lieblingswerten der Generation Y, den so genannten Millennials 

Kursverlauf von Amazon am Freitag

Quelle: Finance.Google.com

Der Kurseinbruch bei den anderen FAANG-Aktien war ähnlich stark ausgeprägt:

  • Facebook (NASDAQ:FB) -3%
  • Netflix (NASDAQ:NFLX) - 4.7%
  • Alphabet (NASDAQ:GOOG) - 3.4%
  • Apple (NASDAQ:AAPL) - 3.88%

In der Gruppe verloren darum am Freitag Aktien bei denen sich in den letzten Monaten immer mehr Anleger, Privatanleger sowie Fondsmanager, regelrecht auf diese Papiere stürzten und immer weiter nach oben zogen.

Doch immer wenn sich an der Börse eine solche Einbahnstraße entwickelt, droht ein scharfer Rückgang, verbunden mit einer einer herben Enttäuschung. 

Einer der Gründe ist, dass sich viele Anleger in den letzten Jahren einem immer stärkeren Herdentrieb angeschlossen haben.

Das Zauberwort heißt „Indexierung“, die von der Finanzindustrie als Allheilmittel verkauft wird. Eigentlich sind die Gründe für Indexierung einleuchtend. Das Problem entsteht dann, wenn die Gewichtungen von einzelnen Komponenten, die mehr oder weniger das gleiche machen, immer größer werden und keine ausreichende Streuung auf Titel-, Sektor- und Märkteebne mehr vorhanden ist.

Das ganze hat zu einer extrem ungesunden Vermögenskonzentration bei US-Aktien und in letzter Zeit bei den großkapitalisierten Unternehmen geführt. In diese können Indexfonds wie ETFs schnell investieren und wieder aussteigen. Der fundamentale Wert rückt dabei in den Hintergrund und es wird praktisch nur noch mit mathematischen Gleichungen oder, am schlimmsten, mit der vergangenen Performance argumentiert.

Amazon Kurs läuft der fundamentalen Entwicklung voraus 

Selbst die Umsatzentwicklung, der naturgemäß Grenzen gesetzt sind, hängte der Kurs in den letzten Jahren ab. Das signalisiert mir, dass hier deutlich übertrieben wurde. Seit 2001 stieg der Umsatz um das knapp 50-fache, der Aktienkurs legte um Faktor 67 zu.

Um dies auszugleichen müsste der Kurs mindestens auf 700-800 US$ fallen, auch wenn dies nichts über die karge Gewinnentwicklung und Bewertung auf Gewinnbasis aussagt.

Amazon weist momentan ein astronomisches EV/EBITDA von 33 (Unternehmenswert zu operativen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) auf. Das ist doppelt so hoch wie bei Alphabet (Google) und dreimal so hoch wie bei Apple.

Die Vergangenheit zeigte, dass ähnlich hoch bewertete Aktien ein derart überdehntes Bewertungsniveau niemals ohne sehr langfristige Einbrüche oder Stagnationsphasen überstanden.

Vor drei Jahren wurde von einem bekannten Aktienportal einmal der Vergleich gezogen, dass Amazon etwa 18 Jahre mit über 20% jährlich wachsen müsse, bis man nur mit Wal Mart gleichziehen würde.

Amazon dürfte dieses Jahr circa 140 Milliarden US-Dollar erlösen. Wal Mart dagegen fast 500 Mrd. US$. Wächst Amazon mit 15% jährlich, wird man Wal Mart in 10 Jahren eingeholt haben. 

Die Sache hat nur einen Haken: Amazon besitzt heute eine Marktkapitalisierung von 450 Milliarden und Wal Mart von 250 Milliarden US-Dollar. Außerdem wächst Wal Mart ebenfalls stark im Online-Handel und es ist fraglich ob Amazon genügend Markteintrittsbarrieren besitzt um seine marktbeherrschende Stellung zu halten.

FAANG Parallelen zu den „Nifty 50“ Aktien der 70er Jahre

Anfang der 70er gab es einmal eine ähnliche Entwicklung der so genannten „Nifty 50“ Aktien. Dies waren die 50 größten Börsenwerte der USA. IBM, Xerox, Polaroid, Avon, Coca Cola usw. Alle diese Aktien hatten kontinuierliche Wachstumsraten und eine hervorragende Dividendenhistorie vorzuweisen und die Gemeinsamkeit, dass Investoren bereit waren, praktisch jeden Preis für diese Aktien zu bezahlen. Für Technologieaktien wurde damals wie heute ein viel zu hoher Preis bezahlt.

1972 lag das KGV für die damaligen Technologieführer ähnlich hoch wie heute bei den Nasdaq-Aktien. Die KGVs lagen für IBM bei 36, Xerox bei 49, Digital Equipment bei 56, Polaroid bei 95 und Eastman Kodak bei 41. Abgesehen davon, dass außer IBM heute keine dieser Firmen noch nennenswert in Erscheinung tritt, konnten Anleger von 1972 an bis Anfang der 80er mit solchen Aktieninvestitionen eigentlich nur verlieren.

Tatsächlich fiel es den meisten dieser Marktführer schwer, die Anfang der 70er gehegten Wachstumsphantasien zu erreichen. Bis Ende der 80er Jahre liefen diese Papiere gar nicht gut und wurden auch noch von einer neuen Generation von Tech-Aktien abgelöst wie Microsoft, Intel, Dell, Cisco oder Nokia, die in den 90ern die Nase vorn hatten.

In den nächsten Jahren dürfte es den entstandenen Web-Konzernen schwerer fallen, die in sie gesetzten Erwartungen zu erfüllen. Bei Google scheint die Vormachtstellung noch ungebrochen, bei Facebook zeigen sich aber schon erste Warnzeichen, dass die junge Generation nicht mehr so verrückt nach dem Dienst ist. 

Auch Apple kommt jedes Jahr mit einem neuen iPhone auf dem Markt, das nicht mehr jeder braucht und verglichen mit anderen Smartphones relativ teuer ist, ohne einen erheblichen Mehrwert zu bieten. Übrigens leistet mein iPhone 4 noch immer seht gute Dienste.

Fazit: Verkaufen Sie Amazon und kaufen Sie Goldaktien

Tech-Aktien sind überhitzt. Die fünf größten Indexwerte im NASDAQ100: Alphabet (Google)AppleMicrosoftAmazon und Facebook weisen mittlerweile ein Indexgewicht von über 40% erreicht. Knapp die Hälfte jedes für Technologieaktien vorgesehenen Investment-Dollars fließt nun in Unternehmen, die im Schnitt mit einer Marktkapitalisierung von 500 Milliarden US$ oder höher bewertet sind und somit zusammen rund 2,5 Billionen US-Dollar Marktkapitalisierung vereinen.

Selbst vergangene Monopolisten aus dem letzten Jahrhundert wie Rockefellers Standard Oil erreichte inflationsbereinigt nur einen Spitzenwert von 1 Billion US$ Marktkapitalisierung, bevor die US-Wettbewerbshüter den Konzern in seine Einzelteile aufteilten, die heute noch in ExxonMobil, Chevron und BP enthalten sind. Der Telefonanbieter AT&T wurde 

Zum Vergleich: Alle DAX 30 Aktien werden mit weniger als 1 Billion US$ bewertet und die 20 größten Goldaktien der Welt bringen es auf nicht einmal 140 Mrd. US$.

Deshalb empfehle ich Ihnen: Kaufen Sie statt einem NASDAQ-Aktien ETF (NASDAQ:QQQ) auf Sicht der kommenden zwei bis fünf Jahre lieber ein paar Anteile des VanEck Gold Miners ETF (NYSE:GDX). Goldminen besitzen zurzeit nur ein KBV von 1,5, während die Tech-Aktien mit dem >5-fachen Buchwert bewertet sind und somit mehr als dreimal so hoch bewertet werden. 

Dabei stehen die Aussichten für steigende Goldpreise und wachsende Goldproduktionsraten besser als je zuvor. 

Sie werden, mit meiner Prognose, bestimmt ruhiger schlafen als auf eine Fortsetzung des Tech-Booms zu hoffen.

Offenlegung von eigenen Positionen

Ich halte keine Position (direkt oder über Derivate) in der in dem Artikel behandelten Aktie.

Offenlegung von Geschäftsbeziehungen

Ich habe diesen Artikel selbst geschrieben und meine eigene Meinung wiedergegeben. Ich erhalte keine Vergütung für diesen Artikel (außer ggf. von Spekunauten). Ich habe keine Geschäftsbeziehungen mit einem der im Artikel genannten Unternehmen.

    Kommentare (4)

  • HBMännchen vor über 6 Jahren

    Na, na, wer wird denn gleich in die Luft gehen? Das sehe ich gaaaaaanz anders!!!

    https://spekunauten.de/artikel/amazon/in-schwaeche-kaufen-bereit-machen-zum-einstieg

    Ray123 vor über 6 Jahren

    Noch steht der Kurs unter 1000 Dollar, aber das anstehende Weihnachtsfest dürfte wohl ein guter Kurstreiber werden :)

  • crumember translation missing: de.datetime.time_ago_in_words.almost_x_years

    Da das Zauberwort der Zukunft Skalierung heißt, ist Amazon da ganz weit vorne. Wenn man sich anschaut, was die Cloudtechnisch auf die Beine stellen und wer das nutzt, weiß man, dass der momentane Kurs nicht das Ende ist. Ich sehe da noch Wachstumspotential und könnte mich immer noch beißen, dass ich nicht für 250€ gekauft habe. Da bekam ich den Tipp...

  • Gismo1337 translation missing: de.datetime.time_ago_in_words.almost_x_years

    Für mich spiegelt der Artikel lediglich ein "Seht ihr, ich hab es euch ja gesagt" wieder. Wirkliche Fakten finde ich keine.

  • Aktienguru translation missing: de.datetime.time_ago_in_words.almost_x_years

    Glaube nicht, dass insbesondere AMZ am Ende der Entwicklung steht. Ich sehe mind. +10% bis Ende 2017.

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12 Kommentare