Die Nachmacher aus Darmstadt oder Börse kann so einfach sein!

08.09.2017 | Artikel über Software (DE0003304002) von MMeier

Zusammenfassung

  • Das Unternehmen hat beinahe das Cloudgeschäft verpennt
  • Schließlich folgte man doch noch SAP - mit Erfolg
  • Die Aktie verfügt über Kurspotenzial bis zu +40%

Einschätzung

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Unternehmensprofil

Die Darmstädter Software AG ist - hinter der Walldorfer SAP - der zweitgrößte Software-Konzern in Deutschland. Dennoch spielt man, anders als SAP, im weltweiten Konzert der Großen kaum eine Rolle. Zwar dürften die Darmstädter in naher Zukunft etwas aufholen, auf absehbare Zeit wird man jedoch ein mittelständisches Unternehmen bleiben. Warum?

Nun, die Software AG bietet eine sogenannte Digitale Business-Plattform (DBP) für durchgängige Prozesse auf Basis offener Standards mit Kernkompetenzen in den Bereichen Echtzeit-Datenanalyse, flexible Anwendungsentwicklung, In-Memory-Datenbanktechnologie, Integration, IT-Architektur-Management sowie Prozessmanagement. Dies ist ein zu spezieller Nischenmarkt, um im Konzert der großen Standard-Software-Anbieter mitspielen zu können.

Immerhin positiv ist jedoch, dass die Software AG in der Vergangenheit an SAP orientieren konnte - und das auch tat (zwar spät, aber besser spät als nie!). Nachdem sich das deutlich kleinere Unternehmen lange Zeit der Cloud verweigerte, beobachtete man die entsprechende Entwicklung bei SAP sehr aufmerksam - und zog letztlich doch nach. Ein wenig ist die Software AG also ein "Nachmacher" - und dadurch kann Börse manchmal so einfach sein. Denn um das Erfolgspotenzial der Gesellschaft abzuschätzen, kann man sich auch als "Analyst" einfach an SAP orientieren...

 

Geschäftsmodell

Die Software AG verfügt aktuell über drei Geschäftsbereiche, nämlich die bereits angesprochene Digitale Business-Plattform (DBP), den Bereich Adabas & Natural (A&N) sowie das Consulting. Adabas steht für Adaptable Database System, während Natural eine 4GL-Programmiersprache ist. Zwischenzeitlich gab es, nach Übernahme der IDS Scheer, noch einen weiteren Geschäftsbereich. Die IDS Scheer wurde inzwischen jedoch wieder an den Gründer August-Wilhelm Scheer zurück verkauft und dieses Geschäft somit aufgegeben.

Zukünftig möchte sich die Software AG perspektivisch auf die Cloud und somit den Geschäftsbereich DBP fokussieren, wohingegen der Geschäftsbereich A&N tendenziell weiter zurückgefahren wird. Aktuell soll DBP bspw. um +5% bis +10% zulegen, wohingegen A&N um -2% bis -6% schrumpfen wird. Dies passt insofern zur Wachstumsstrategie, als dass das wachsende DBP-Geschäft schon heute einen deutlich größeren Anteil am Gesamtumsatz des Unternehmens ausmacht.

 

Unternehmensentwicklung (Geschäftszahlen)

In der Entwicklung der Geschäftszahlen sieht man dies jedoch zurzeit noch nicht so gut. So erzielte die Software AG im Geschäftsjahr 2012 noch einen Jahresumsatz von knapp 1,05 Mrd. Euro, der dann in 2013 auf 972,7 Mio. und 2014 auf 857,8 Mio. Euro schrumpfte. 2015 gelang dann ein leichtes Wachstum auf 873,1 Mio. Euro, 2016 erzielte man hingegen mit 871,8 Mio. Euro einen nahezu identischen Jahresumsatz. Dies ist jedoch auf zwei Effekte zurückzuführen, nämlich zum einen dem Verkauf der IDS Scheer (in 2014) sowie zum anderen der Umstellung auf die Cloud (Abo-Modell). Dass die Desinvestion von IDS Scheer natürlich Umsatz kostete, ist klar. Aber warum belastet die Umstellung auf die Cloud?

Nun, ganz einfach. Weil die Cloud eben ein Abo-Modell darstellt. Das heißt, dass die Umsätze sich nun über 12 Monate verteilen, wohingegen es vorher Einmal-Käufe waren. Zudem führt es dazu, dass der ein oder andere Kunde die Umstellung auf das Abo-Modell dazu nutzt die Software zu wechseln. Zudem räumt man Kunden, um Anreize zu schaffen auf das Abo-Modell umzustellen, gewisse Rabatte ein. Last but not least wird die Gewinnentwicklung, die wir uns jetzt noch kurz anschauen, durch notwendige Investitionen in die Cloud-Infrastruktur belastet. Denn diese muss natürlich stehen, wenn man seine Kunden von einer Umstellung überzeugen möchte.

So lag das EBIT (Gewinn vor Zinsen und Steuern) in 2012 noch bei knapp 245 Mio. Euro, sank dann in 2013 auf knapp 198 Mio. Euro und 2014 auf 158,4 Mio. Euro - ehe es 2015 auf gut 200 Mio. Euro stieg und 2016 nahezu unverändert 204 Mio. Euro betrug. Insofern erkennt man hier im Verkauf der IDS Scheer zumindest auf der Ergebnisseite einen gewissen Befreiungsschlag - erst Recht vor dem Hintergrund, dass der EBIT-Gewinn trotz der Investitionen in die Cloud-Infrastruktur ab 2014 wieder gesteigert und anschließend stabil gehalten werden konnte.

 

Geschäftsausblick (bis 2020e)

Für das laufende Geschäftsjahr 2017 hat die Software AG zuletzt ihre Prognosen angehoben. So stellt das Management - wie bereits thematisiert - nun für DBP ein Umsatzwachstum zwischen +5% und +10% und für A&N einen Umsatzrückgang zwischen -2% und -6% in Aussicht. Daraus errechnet sich letztlich ein voraussichtlicher Jahresumsatz von mindestens knapp 915 Mio. Euro bei einem Gewinn je Aktie in Höhe von 2,52 Euro. In den beiden kommenden Jahren dürften Umsatz und Gewinn weiter zulegen, ich rechne mit einem durchschnittlichen Wachstum (CAGR) beim Umsatz und Gewinn in Höhe von jeweils +7% p.a.

Daraus ergibt sich bis 2020e ein erwarteter Jahresumsatz in Höhe von knapp 1,15 Mrd. Euro bei einem erwarteten Gewinn je Aktie in Höhe von bis zu 3,25 Euro.
 

Meine Umsatz- und Gewinnschätzungen für die Software AG bis 2020e (auf Basis der Unternehmensangaben sowie Analystenschätzungen)
Geschäftsjahr 2016 2017e 2018e 2019e 2020e
Jahresumsatz 871,8 Mio. € 915 Mio. € 984 Mio. € 1,06 Mrd. € 1,15 Mrd. €
Gewinn je Aktie 2,52 € 2,63 € 2,81€ 3,00 € 3,25 €

 

Fundamentale Bewertung

Auf Basis der Umsatz- und Gewinnschätzungen für 2017e wird die Aktie zurzeit mit einem KUVe von ca. 3,25 und einem KGVe von ca. 15 bewertet. Dies ist angesichts der aktuellen Wachstumsraten eine durchaus angemessene Bewertung. Da das laufende Geschäftsjahr 2017 langsam zu Ende geht und die Börse in der Regel 6-12 Monate in die Zukunft schaut, muss man das Kurspotenzial auf Sicht eines Jahres mit den Umsatz- und Gewinnschätzungen für 2019e bestimmen. In 2019 ist bei der Software AG mit einem Jahresumsatz von 1,07 Mrd. Euro bei einem Gewinn je Aktie von knapp 3,00 Euro. Wendet man darauf nun ein KUV von 3,25 respektive ein KGV von 15 an, so läge das Kursziel bei ziemlich genau 45,00 Euro. Wobei in einem positiven Marktumfeld auch eine Höherbewertung und somit ein höheres Kursziel möglich erscheint. Ich würde daher die 54/55 Euro als Kursziel nicht völlig ausschließen wollen.

 

Charttechnisches Kaufsignal

Hier das aktuelle Chartbild, ohne viel Schnick Schack. Eingezeichnet habe ich nur den Aufwärtstrendkanal sowie - durch eine horizontale Linie - das Kursziel, dass sich aus der charttechnischen Gesamtsituation ergibt.

QuelleGuidants

Durch den Bruch der Markt von 36,00 Euro hat die Aktie zuletzt ein klares charttechnisches Kaufsignal mit Kursziel 45,00 Euro generiert. Sollte die Aktie - wahrscheinlich nach einer Konsolidierung um die 45,00 Euro Marke herum - neue Mehrjahreshochs generieren, würde sie ein weiteres charttechnisches Kaufsignal - dann mit Kursziel 54/55 Euro, generieren. Dies läge dann in der Nähe des Allzeithochs aus dem Jahr 2000. Erst ein Bruch des Aufwärtstrend, wofür die Aktie unter 35,00 Euro zurückfallen müsste, würde hier ein Verkaufssignal mit Kursziel unter 30 Euro aktiviert. Danach sieht es derzeit nicht aus.

 

Fazit

Die Aktie der Software AG dürfte dem Vorbild SAP folgen, mit etwa zweijähriger "Verspätung". In den letzten beiden Jahren ist SAP von rund 70,00 auf ca. 90,00 Euro und somit um etwa +40% gestiegen. Ganz so viel dürfte die Software AG vielleicht nicht schaffen, Kursziele von zunächst 45,00 Euro sowie später 54/55 Euro sind aber drin. SAP ist, obwohl als DAX-Konzern größer, sicherlich die Nr. 1. Aber wer noch eine Alternative zu SAP sucht, kann sicherlich auch die Aktie der Software AG ins Visier nehmen. Ein Stoppkurs knapp unter 35,00 Euro sollte eine Position dabei absichern...

Offenlegung von eigenen Positionen

Ich halte keine Position (direkt oder über Derivate) in der in dem Artikel behandelten Aktie.

Offenlegung von Geschäftsbeziehungen

Ich habe diesen Artikel selbst geschrieben und meine eigene Meinung wiedergegeben. Ich erhalte keine Vergütung für diesen Artikel (außer ggf. von Spekunauten). Ich habe keine Geschäftsbeziehungen mit einem der im Artikel genannten Unternehmen.

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    Kommentare (3)

  • MMeier vor über 6 Jahren

    Ich würde mal sagen: Die Aktie läuft!! ;)

  • Molto vor über 6 Jahren

    Da hast Du natürlich recht, evtl. nutze ich die nach 'ner Weile auf der WL zur Portfolio-Diverzifizierung.

  • Molto vor über 6 Jahren

    Guter Artikel, finde ich, aber kaufen tu ich trotzdem nicht , vertraue der Lage nicht. Ist mMn ausgelutscht.

    MMeier vor über 6 Jahren

    Ist auch interessanter bei Rücksetzern zu kaufen. Ganz ignorieren sollte man die Aktie aber nicht. SAP hat sich auch langsam nach oben geschlichen in letzter Zeit...

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