Die Shortidee des Tages

08.08.2017 | Artikel über Siltronic (DE000WAF3001) von MMeier

Zusammenfassung

  • Siltronic ist einer der weltgrößten Hersteller von Wafern aus aus Reinstsilizium
  • Damit gehört das Unternehmen zu den wichtigsten Zulieferern für die Elektronik-Branche
  • Nachdem sich die Aktie in nur 1 1/2 Jahren verachtfachen konnte, sieht es nun aber nach Kurssturz aus

Einschätzung

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Kleines Unternehmensprofil

Die Siltronic AG aus München gehört zu den weltweit führenden Herstellern von Wafern aus Reinstsilizium. Diese stellen die Grundlage der modernen Mikro- und Nanoelektronikbranche dar. So ist Siltronic bspw. der weltweit drittgrößte Produzent von Wafern für die Halbleiterindustrie. Die Gesellschaft verfügt dabei über zwei Fabriken in Deutschland, in Burghausen sowie in Freiberg. Darüber hinaus wird jedoch auch in Asien und den USA produziert. Die Wafer von Siltronic weisen dabei Durchmesser von bis zu 300mm auf.

 

Kurze Unternehmenshistorie

Die heutige Siltronic AG entstand im Jahr 1968 als Wacker-Chemitronic GmbH in Burghausen. Wie der Name schon andeutet, gehörte die schließlich im Jahr 1994 in Wacker Siltronic GmbH umfirmierte Gesellschaft zum Wacker Chemie-Konzern. 1996 wurde die Wacker Siltronic GmbH zu einer Aktiengesellschaft (AG), die dann 2004 nochmals in die heutige Siltronic AG umfirmiert wurde.

Am 11. Juni 2015 erfolgte der Börsengang der Siltronic AG im Prime Standard der Frankfurter Wertpapierbörse sowie schon zum 21. Dezember 2015 die Aufnahme in den Auswahlindex TecDAX.

 

Was sind eigentlich Wafer?

Als Wafer (englisch für Waffel) bezeichnet man in der Mikro- und Nanoelektronik sowie der Photovoltaik kreisrunde bzw. quadratische, ca. 1mm dicke Scheiben, die aus ein- oder polykristalinen Ingots hergestellt werden. Diese dienen normalerweise als Grundplatte für elektronische Bauelemente wie z.B. integrierte Schaltkreise. Bei der Produktion von mikroelektronischen Bauelementen werden dann normalerweise mehrere Wafer zu einem Los zusammengefasst und direkt hintereinander bzw. parallel bearbeitet.

 

Umsatz- und Gewinnentwicklung

Das Unternehmen erzielte in 2013 einen Jahresumsatz von knapp 756 Mio. Euro bei einem EBITDA von -92,50 Mio. Euro. In 2014 konnte der Umsatz dann leicht auf 764 Mio. Euro (+1,1%) gesteigert werden, wohingegen sich das EBITDA auf nur noch -5,1 Mio. Euro verbesserte. 2015 gelang dann ein Umsatz von gut 931 Mio. Euro (+21,9%) bei einem EBITDA von -6,0 Mio.Euro. Erst 2016 erzielte Siltronic dann ein positives EBITDA in Höhe von 17,9 Mio. Euro bei Umsätzen von 933,4 Mio. Euro (+0,25%).

Für das laufende Geschäftsjahr 2017 hat Siltronic zuletzt einen Umsatz von mindestens 1,12 Mrd. Euro (+20%) bei einem EBITDA zwischen 257,6 und 302,4 Mio. Euro in Aussicht gestellt. Im arimethischen Mittel wird also ein EBITDA in Höhe von 280 Mio. Euro erwartet, was natürlich einer exorbitanten Steigerungsrate entsprechen würde. Alleine daran erkennt man jedoch schon, wie gut es der Branche und somit dem Unternehmen zurzeit geht.

 

Ankündigung von Sumco und typischer Schweinezyklus der Branche 

Jetzt ist es aber so, dass die Chipbranche eine sehr zyklische Branche ist. Das gilt dann natürlich auch für die Zulieferer-Industrie. Was bedeutet das konkret? Nun, in einer Boomphase bauen die Chiphersteller ihre Kapazitäten sukzessive aus. Dadurch steigt und steigt das Angebot, wohingegen die Nachfrage irgendwann einen Peak erreicht. Es kommt daher zu einem Angebotsüberhang und somit stark fallenden Preisen. Diesen Preiskampf überleben nun viele schwächere Unternehmen nicht, wodurch sich das Angebot sukzessive verringert. Irgendwann sind Angebot und Nachfrage wieder im Gleichklang bzw. es kommt zu einem Nachfrageüberhang. Und zack, beginnt ein neuer Aufwärtstrend, der irgendwann wieder im Boom endet. Und das Spiel beginnt von vorne.

In den Jahren 2013, 2014 und 2015 liefen die Geschäfte bei Siltronic zwar zusehends besser, aber nicht absolut rund. Das sieht im laufenden Geschäftsjahr 2017, wie die letzte Prognose-Erhöhung beweist, anders aus. Daher stieg die Aktie auch in den letzten 18 Monaten so stark, von unter 12 auf fast 95 Euro. Heute jedoch ging es dann rapide abwärts. Denn nach guten Quartalszahlen hat mit Sumco einer der größten Konkurrenten von Siltronic angekündigt seine Kapazitäten deutlich ausbauen zu wollen. Anleger zählen nun eins und eins zusammen und wähnen den Höhepunkt der aktuellen Boomphase erreicht. Dem schließe ich mich an dieser Stelle gerne an, zumal ich die Chipbranche selbst schon seit einigen Wochen nahe ihrem zyklischen Hoch sehe. Darauf deuten jedenfalls die Kursverläufe von Aktien wie Micron Technology (als Chipmaschinenbauer einer der wichtigsten Zulieferer und somit ein Frühindikator für den Zustand der Branche) aber auch einigen Chipwerten wie KLA-Tencor hin. Ausnahmen wie Nvidia bestätigen hier also eher die Regel.

 

Fazit: Deutliches Abwärtspotenzial vorhanden

Sollten die skeptisch gewordenen Anleger und somit auch ich Recht behalten, steht bei Siltronic nun eine längere Leidenszeit bevor. Die Aktie, die fundamental ohnehin sehr teuer geworden ist ("priced for perfection"), könnte nun von einem Titel mit starkem Aufwärtsmomentum zu einem Wert mit einem starken Abwärtsmomentum mutieren. Dabei könnte sie erneut genauso nach unten übertreiben, wie sie zuletzt nach oben übertrieben hat. Zwar glaube ich nicht an einen Absturz auf die alten Tiefs, Kurse unter 20 Euro sind aber möglich. Erst danach dürfte sich die Situation beruhigen und sich die Aktie ihrem fundamental fairen Bewertungsniveau nähern. Dieses sehe ich gegenwärtig um 35 Euro.

Ein "Vorbild", wie es mit der Siltronic Aktie laufen könnte, liefert dabei - auch wenn die beiden Unternehmen grundverschieden sein mögen - die Aktie von SMA Solar. Auch diese wurde in einer Boomphase schon mal auf mehr als 100 Euro nach oben gejubelt, nur um anschließend deutlich zu fallen. Erst jetzt, einige Jahre später, scheint sie langsam ihr fundamental faires Bewertungsniveau, dass ich zwischen 45 und 50 Euro ansetzen würde, zu finden.

Vor diesem Hintergrund würde ich bei der Aktie von Siltronic aktuell nicht mehr einsteigen, sondern an schwachen Tagen langsam Shortpositionen aufbauen. Optimal für einen Shorteinstieg wäre dabei ein Kursniveau um 85 Euro. Beenden sollte man diese Wette auf fallende Kurse allerdings sofort, wenn es der Aktie gelingt nachhaltig neue Allzeithochs zu generieren. Denn das hieße, dass der Aufwärtstrend doch noch nicht zu Ende ist - und dann sind die ersten Verluste bekanntlich die besten.

Offenlegung von eigenen Positionen

Ich halte keine Position (direkt oder über Derivate) in der in dem Artikel behandelten Aktie.

Offenlegung von Geschäftsbeziehungen

Ich habe diesen Artikel selbst geschrieben und meine eigene Meinung wiedergegeben. Ich erhalte keine Vergütung für diesen Artikel (außer ggf. von Spekunauten). Ich habe keine Geschäftsbeziehungen mit einem der im Artikel genannten Unternehmen.

    Kommentare (4)

  • MMeier vor über 6 Jahren

    Zwar noch nicht abgestürzt, aber selbst in einem positiven Marktumfeld tut sie sich schwer. Ich bleibe bei short!!

  • Nik92 vor über 6 Jahren

    Auf jeden Fall ein interessantes Papier, man wird schauen müssen, was sich dort tut.

    MMeier vor über 6 Jahren

    Solange sie nicht wieder deutlich über 85 Euro steigt, bleibt die Shortidee intakt. Sollte das aber - wider Erwarten - passieren, müsste man neu nachdenken.

  • MMeier vor über 6 Jahren

    Sieht aus, als ob es die "Big Boys" wie ich sehen, Ray123. Allerdings ist das leider keine Garantie für fallende Kurse...

  • Ray123 vor über 6 Jahren

    Hier ein weiterer guter Artikel zu der Aktie: https://www.sharewise.com/de/news_articles/Siltronic_Das_kann_man_verstehen__DieBoersenblogger_20170812_0951

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