Sehr hohe Erwartungen können zu Enttäuschung führen

14.02.2017 | Artikel über Kloeckner & Co (DE000KC01000) von Malte

Zusammenfassung

  • Selbst Experten halten die Schätzungen für zu optimistisch
  • Kloeckner braucht unbedingt einen höheren Stahlpreis
  • Bereits sportlich bewertete Aktie

Einschätzung

Verkaufen Kurzfristige Anlage

Der deutsche Stahl – und Metallhändler Klöckner & Co. schloss das zweite Quartal dank höheren Stahlpreisen erfreulich gut ab. Statt dem erwarteten EBITDA von 50 Millionen wurde für das zweite Quartal 70 Millionen ausgewiesen. Nebst den gestiegenen Stahlpreisen waren interne Massnahmen für den erfolgreichen Geschäftsverlauf verantwortlich. Scheinbar konnten strategisch wichtige Kunden längerfristig gebunden werden, zudem wurde die Bewirtschaftung des Warenbestandes optimiert. In den kommenden Quartalen möchte die Firma die Digitalisierung für die Stahlindustrie vorantreiben. Ohne steigende Stahlpreise dürften die ambitionierten Erwartungen aber in Gefahr geraten.

Die Stahlpreis-Entwicklung unklar, doch der Hauptaktionär kauft zu

Die prognostizierte Verbesserung der Margen basiert teilweise auf weiter steigenden Stahlpreisen. Jedoch haben die chinesischen Stahlpreise bereits etwas nachgegeben und könnten mittelfristig einen Einfluss auf die Preise in Europa und USA haben.

Der deutsche Industrielle Friedhelm Low hat im Februar 2016 einen Viertel der Aktien von Klöckner dazugekauft und schliesst eine höhere Beteiligung nicht aus. Das langfristige Ziel des Investors ist, bei Klöckner eine Einflussnahme in Verwaltungs-, Leitungs- und Aufsichtsorganen zu nehmen. Die genauen Absichten scheinen momentan noch unklar und bieten Raum für Spekulationen.

Digitalisierung bringt nicht unbedingt höhere Gewinnspanne

Klöckner möchte vermehrt neue digitale Dienstleistungen und Plattformen für den Vertrieb, Logistik und Einkauf anbieten. Im ersten Quartal 2016 hat die Firma bereits neun Prozent der Umsätze über digitale Umsätze abgewickelt, bis 2019 soll es die Hälfte sein. Jedoch bedeutet dies nicht, dass dies automatisch höhere Erträge generiert. Die Erfahrung der letzten 15 Jahre hat gezeigt, dass Internet-basierte Handelsplattformen die Gewinnmargen nicht gross beeinträchtigen. Mit der zunehmenden Digitalisierung begründet sich auch der anhaltende Stellenabbau von insgesamt 700 der 9‘000 Mitarbeiter.

Gewinnmargen unter Druck

Der momentane Aktienkurs impliziert eine langfristige EBITDA-Marge von 5.2%, was sehr ambitiös erscheint. Die Investmentbank UBS geht hingegen von einer Marge von 2.8% in 2017 aus.  Der freie Cashflow wird für 2016 voraussichtlich negativ ausfallen und es ist fraglich, ob die angestrebte Reduktion der Nettoverschuldung durchgeführt werden kann.  Das momentane (schuldenbereinigte) Nettoumlaufsvermögen von 34% der gesamten Marktkapitalisierung ist zudem die tiefste seit 2008. Der von der Stahlkrise gebeutelte Handelskonzern muss zudem weiterhin eisern sparen, um so schnell als möglich wieder aus der Verlustzone zu kommen.

Sportliche Bewertung sollte zum Verkauf genutzt werden

Im momentanen Umfeld ist die Aktie recht sportlich bewertet, insbesondere da die angestrebte, hohe EBITDA-Marge im Kurs bereits eingepreist ist. Weitere Kursanstiege dürften nur dann anfallen, wenn der Kerninvestor Loh weitere Zukäufe tätigt, oder der Stahlpreis weiterhin ansteigt. Die Wahrscheinlichkeit, dass die ambitiösen Vorgaben langfristig nicht erreicht werden können, scheint eher gross. Aus diesem Grund empfiehlt es sich, aufgelaufene Kursgewinne zu realisieren und die Aktie zu verkaufen.

Offenlegung von eigenen Positionen

Ich halte keine Position (direkt oder über Derivate) in der in dem Artikel behandelten Aktie.

Offenlegung von Geschäftsbeziehungen

Ich habe diesen Artikel selbst geschrieben und meine eigene Meinung wiedergegeben. Ich erhalte keine Vergütung für diesen Artikel (außer ggf. von Spekunauten). Ich habe keine Geschäftsbeziehungen mit einem der im Artikel genannten Unternehmen.

    Kommentare (3)

  • Ray123 vor über 6 Jahren

    Das beste Neunmonatsergebnis seit sechs Jahren habe Klöckner & Co vor einigen Wochen verkünden können. Konkret: In den ersten neun Monaten 2017 sei der Umsatz von Klöckner & Co im Wesentlichen aufgrund eines deutlich verbesserten Preisniveaus um 10,9 Prozent auf 4,8 Mrd. Euro angestiegen. Das operative Ergebnis sei überproportional um 17,5 Prozent auf 187 Mio. Euro verbessert worden. Neben einer positiven Preis- und Nachfrageentwicklung hätten laut Unternehmen auch Effekte aus Optimierungsmaßnahmen zu dem Anstieg beigetragen. Interessant auch: 16 Prozent des derzeitigen Umsatzes erziele Klöckner & Co digital, bis 2022 solle der Anteil des digitalen Umsatzes auf 60 Prozent klettern.

    Mehr Infos dazu findet ihr auf der firmeneigenen Internetseite.

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    Mal weiter beobachten

  • Ikarus translation missing: de.datetime.time_ago_in_words.almost_x_years

    Der Umsatz von Klöckner & Co ist im 1. Quartal 2017 im Wesentlichen preisgetrieben deutlich um 15,6 % auf 1,6 Mrd. EUR angestiegen. Als Folge des verbesserten Preisumfelds und zusätzlich getrieben durch die Effekte aus Restrukturierungs- und Optimierungsmaßnahmen konnte das operative Ergebnis (EBITDA) von 16 Mio. EUR im Vorjahreszeitraum auf 77 Mio. EUR im 1. Quartal 2017 mehr als vervierfacht werden.