Die Microsoft der Finanz-Software-Branche

11.10.2017 | Artikel über Intuit (US4612021034) von MMeier

Zusammenfassung

  • Intuit hat sich in der Nische der Finanz-Software den Status eines Marktführers erarbeitet
  • Das Unternehmen wächst seit vielen Jahren rasant, vergleichbar vielleicht mit Priceline
  • Eigentlich wäre das Unternehmen ein toller Übernahmekandidat, nur wer soll zugreifen?

Einschätzung

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Unternehmensprofil

Intuit ist ein US-amerikanisches Softwareunternehmen, dass sich auf Finanzsoftware spezialisiert hat. Mit seinen Produkten versucht das Unternehmen eine Vielzahl komplexer Vorgänge rund ums Thema Finanzen zu erleichtern. Die Kunden des Unternehmens sind dabei in erster Linie Finanzdienstleister, Kleinunternehmen sowie Rechnungslegungsexperten, aber auch private Einzelpersonen (Stichwort: "Steuererklärung"). Die wichtigsten Produktlinien sind QuickBooks, Quicken und TurboTax. Mit Hilfe solcher Produkte ist es möglich Guthaben zu prüfen, Rechnungen zu bezahlen oder auch Steuererklärungen zu erstellen. Für Rechnungsleger werden dabei zusätzlich die Steuerprogramme ProSeries und Lacerte angeboten. Diese werden in erster Linie in Großbritannien, Nordamerika (Kanada, USA) und Indien angeboten, zum Teil sogar direkt via entsprechende AppStores (für Smartphone und Tablets).

 

Umsatz- und Gewinnentwicklung: kontinuierliches Wachstum!

Ein Blick in die Bilanz verrät zunächst einmal: 777 Mio. US-Dollar an liquiden Mitteln (529 Mio. US-Dollar Cash, 248 Mio. US-Dollar "Short Term Investments") stehen weniger als 500 Mio. US-Dollar an Schulden gegenüber. Von diesen 488 Mio. US-Dollar an Schulden sind zudem 438 Mio. US-Dollar langfristiger Natur, das sieht also alles sehr solide aus.

Ferner handelt es sich bei Intuit, wie schon bei Intuitive Surgical, im Prinzip um ein solide wachsendes Unternehmen. So lag der Jahresumsatz 2013/2014 noch bei 4,24 Mrd. US-Dollar, sank aber in 2014/2015 dann leicht auf 4,19 Mrd. US-Dollar. 2015/2016 wurden dann jedoch schon gut 4,69 Mrd. US-Dollar und zuletzt 2016/2017 knapp 5,18 Mrd. US-Dollar erzielt. Zu beachten ist noch, dass das Geschäftsjahr des Unternehmens immer Ende Juli endet.

Nicht ganz so stetig sieht es bei der Gewinnentwicklung aus. Nicht nur, dass es immer mal wieder einzelne Quartale mit roten Zahlen gibt. So brach auch der Gewinn von 907 Mio. US-Dollar in 2013/2014 auf nur noch 365 Mio. US-Dollar in 2014/2015 um fast -60% ein. 2015/2016 stieg der Gewinn jedoch schon wieder auf 979 Mio. US-Dollar und konnte 2016/2017 dann mit 971 Mio. US-Dollar nahezu konstant gehalten. Da die Gesellschaft jedoch regelmäßig eigene Aktien zurückgekauft hat, sieht die Entwicklung des Gewinns je Aktie besser aus. So erzielte man hier 2013/2014 noch einen Gewinn je Aktie von 2,93 US-Dollar. Dieser sank zwar in 2014/2015 um mehr als die Hälfte auf nur noch 1,44 US-Dollar. 2015/2016 waren es dann jedoch 3,04 US-Dollar und zuletzt 2016/2017 dann sogar 3,72 US-Dollar.

Damit war und ist Intuit auch dividendenfähig und zahlt dementsprechend auch bereits eine Dividende von 0,39 US-Dollar je Aktie und Quartal, was 1,56 US-Dollar pro Jahr und somit einer Dividendenrendite von knapp 1,1% entspricht. Die Dividende dürfte in den kommenden Jahren allerdings ebenfalls weiter kontinuierlich steigen.

 

Umsatz- und Gewinnschätzungen

Für das gerade angelaufene Geschäftsjahr 2017/2018 erwarten Analysten durchschnittlich einen Jahresumsatz in Höhe von gut 5,69 Mrd. US-Dollar sowie einen Gewinn je Aktie von 4,02 US-Dollar. 2018/2019e wird dann im Konsensus schon mit einem Jahresumsatz von ca. 6,22 Mrd. US-Dollar sowie einem Gewinn je Aktie von 4,60 US-Dollar kalkuliert. Ich glaube hier jeweils an einen Tick mehr und rechne für 2017/2018e mit einem Jahresumsatz von 5,72 Mrd. US-Dollar bei einem Gewinn je Aktie von 4,08 US-Dollar sowie für 2018/2019e mit einem Jahresumsatz von über 6,25 Mrd. US-Dollar bei einem Gewinn je Aktie von 4,65 US-Dollar.

 

Fundamentale Bewertung: gar nicht so teuer!

Somit weist die Aktie aktuell ein KUV von ca. 9 bei einem KGV von knapp 39 auf. Diese Kennziffern sinken für 2017/2018e auf ein KUVe von unter 7 sowie ein KGVe von ca. 35 sowie für 2018/2019e auf ein KUVe von ca. 6,25 sowie ein KGVe von ca. 31. Aktuell ist die Aktie zwar kein Schnäppchen, angesichts des Wachstums sinkt die Bewertung jedoch innerhalb von nur rund einem Jahr auf ein Niveau, dass gar nicht mal mehr so exorbitant hoch erscheint. Denn profitabel arbeitende US-Software-Konzerne, die zugleich wachstumsstark sind, werden durchaus mit KUVs von 5-6 sowie KGVs über 30 bewertet. Dies gilt bei Intuit umso mehr, weil das Unternehmen ein klarer Marktführer in seiner Nische (Finanzsoftware) ist.

Ich würde der Aktie daher durchaus ein KUVe zwischen 7 und 8 sowie ein KGVe von bis zu 40 zugestehen. Daraus würde sich ein fundamental fairer Wert zwischen 182,60 (KUVe 7,5) sowie 186,00 US-Dollar (KGVe von 40) errechnen. Ich bin hier einen Tick vorsichtiger und sehe den fundamental fairen Wert eher zwischen 175 und 180 US-Dollar. Auch das würde jedoch noch einem Kurspotenzial von bis zu knapp +25% entsprechen.

 

Charttechnik: Aktie vor charttechnischem Ausbruch/Kaufsignal

Intuit (NASDAQ: INTU), Chart, 1 Jahr (in US-Dollar)

Quelle: Guidants


Wie man dem obigen 1-Jahres-Chart unschwer entnehmen kann, steigt die Aktie schon seit längerer Zeit treppenförmig. Sprich: Es geht immer ein Stück nach oben, dann kommt eine längere Seitwärtskonsolidierung und irgendwann dann der nächste Satz nach oben. Zuletzt konsolidierte sie im Bereich des aktuellen Allzeithochs, was um die 144/145 US-Dollar Marke lag. Daraus ergibt sich, dass wohl bald der nächste Kurssprung nach oben bevorstehen könnte. Wahrscheinlich kommt es dabei zu einem Kursanstieg um etwa +10% auf ca. 160 US-Dollar, später wären dann in der Tat auch 175-180 US-Dollar problemlos möglich. Den Stoppkurs würde ich knapp unterhalb der Marke der letzten Seitwärtskonsolidierung - und damit etwas unterhalb von 128 US-Dollar - platzieren. Konkret würde sich der Stoppkurs bei 123,78 US-Dollar platzieren. 

 

Fazit: Marktführer in ihrer Nische, eine tolle Aktie für langfristig orientierte Anleger!

Intuit ist klarer Marktführer in der Nische Finanzsoftware. Aufgrund seiner Marktposition ist die Aktie zwar kein Schnäppchen mehr, so richtig überteuert erscheint der Titel aber auch nicht. Natürlich ist die Aktie etwas riskanter als das Papier des Softwaregiganten Microsoft, weshalb sie sich auch eher für wachstumsorientierte Anleger eignet - und weniger für konservative Anleger. Dies zeigt sich auch an der Dividende, die Dividendenrendite ist mit ca. 1,1% noch etwas dünn (dürfte aber in den nächsten Jahren weiter steigen). Wer jedoch eine gewisse Risikobereitschaft mitbringt, sollte daher einsteigen. Optimal wäre zwar, wenn man dafür einen Rücksetzer nutzen würde. Leider erwarte ich einen solchen kurzfristig aber nicht mehr. Daher würde ich mit Kauflimit 144,50 US-Dollar zugreifen, den Stoppkurs bei 123,78 US-Dollar platzieren und sehe das Kursziel auf Sicht von 12 Monaten zwischen 175 und 180 US-Dollar.

Offenlegung von eigenen Positionen

Ich halte keine Position (direkt oder über Derivate) in der in dem Artikel behandelten Aktie.

Offenlegung von Geschäftsbeziehungen

Ich habe diesen Artikel selbst geschrieben und meine eigene Meinung wiedergegeben. Ich erhalte keine Vergütung für diesen Artikel (außer ggf. von Spekunauten). Ich habe keine Geschäftsbeziehungen mit einem der im Artikel genannten Unternehmen.

Kein Spekunaut hat diese Aktie im Portfolio

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    Kommentare (2)

  • Preis-und-Wert-Blog vor über 6 Jahren

    Hey, interessanter wert sicherlich, aber ich frage mich wie du dir über die Gewinnsteigerung sicher sein kannst, wenn doch in der Vergangenheit gewinne stark geschwankt haben (oder waren es einmalige Effekte, wo man die Qualität des Managements in frage stellen könnte)? Und warum hältst du bei den (für mich moderaten Wachstumsraten) ein so hohes KGV für gerechtfertigt?

    MMeier vor über 6 Jahren

    Hallo!

    Sicher sein kann sich niemand, darum sind es ja Schätzungen. Die Qualität des Managements steht außer Frage. Es ist durchaus normal, dass es auch mal ein schlechteres Jahr geben kann (Übergangsjahr), entscheidend ist wie ein Management dies kommuniziert. Intuit bzw. das Management hat dies vorbildlich getan.

    Die Wachstumsraten sind - angesichts der schon erreichten Größe - nicht so moderat. Sie lagen zuletzt beim Umsatz im Bereich von +10% und beim Gewinn waren es sogar überproportionale +22% (selbst um Aktienrückkäufe bereinigt wären es aber nur unwesentlich weniger). Bei einem Gewinnwachstum von +22% kann man ein KGV bis 44 akzeptieren (PEG 2).

    Ich habe also beim angepeilten KGVe von 40 schon einen gewissen Risikoabschlag vorgenommen und war dann beim ausgegebenen Kursziel nochmal konservativ. Damit sollte das Kursziel m.E. realistisch sein. Es sei denn, dass alle Analysten völlig falsch liegen.

    Gruß, MMeier

    PS: Hinzu kommt die Phantasie, dass Intuit zukünftig in weitere Länder expandieren könnte. Bis dato ist man ja sehr auf Nordamerika fokussiert, da geht also noch was.

  • MMeier vor über 6 Jahren

    In bestimmten Teilbereichen sicherlich, aber nicht grundsätzlich. Zudem ist auch Platz genug für mehrere Anbieter. Intuit ist halt sehr auf Nordamerika (Kanada, USA) fixiert, was aber in diesem Fall kein Nachteil ist. Dennoch werde ich mir Temenos auf die Watchlist setzen, die Aktie gefällt mir ebenfalls gut. Vielen Dank dafür!!

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