Der Konzern, der sich immer wieder neu erfindet!

16.11.2017 | Artikel über IBM (US4592001014) von HBMännchen

Zusammenfassung

  • IBM war mal der größte Technologiekonzern der Welt
  • Aufgrund von Managementfehlern verlor man diese Stellung
  • Dennoch gilt man nach wie vor als eines der besten Unternehmen der Welt, weil man sich immer wieder neu erfindet
  • Mit dieser Einschätzung bin ich sehr mutig, denn ich stelle mich gegen das "Orakel von Omaha", Warren Buffett!

Einschätzung

Kaufen Langfristige Anlage

Unternehmensprofil

IBM (International Business Machines), in den USA auch als "Big Blue" bekannt, ist einer der weltweit größten Anbieter aus den Bereichen Informationstechnologie (IT) und eBusiness-Lösungen. Das Unternehmen befasst sich dabei mit dem gesamten Spektrum an Computersystemen, Mikroelektronik, Netzwerken, Software und Speichertechnologien, so dass man seinen Kunden eine nahezu vollständige Produktpalette in Sachen Informationstechnologie anbieten kann. Der Konzern ist weltweit in über 170 Ländern vertreten und bietet seine Dienstleistungen und Produkte im Direktvertrieb, Online sowie über Vertriebspartner an. Kunden sind dabei in erster Linie Klein- und Großunternehmen sowie Institutionen aus Geschäftsbereichen wie der Auto-, der Chemie-, der Elektronik-, der Finanz- und der Luftfahrtindustrie sowie Schulen und Universitäten.

Obwohl IBM - wie man es heute kennt - bereits am 16. Juni 1911 gegründet wurde (hervorgegangen aus der Tabulating Machine Company bzw. der Computing-Tabulating-Recording Company (CTR)), dauerte es bis zum 29. Juni 1979 (also fast auf den Tag genau 68 Jahre!) bis die Aktie des Unternehmens schließlich in den US-amerikanischen Auswahlindex Dow Jones Industrial Average (DJIA) aufgenommen wurde. Damit war IBM allerdings zugleich der erste Technologiekonzern in diesem Index und sicherlich Wegbereiter für später folgende Unternehmen wie Apple, Cisco Systems, Intel oder Microsoft. IBM hat seinen Hauptsitz in Armonk im US-Bundesstaat New York und wird zurzeit als einer von nur wenigen US-Großkonzernen von einer Frau (Virginia Rometty) geleitet.

 

Unternehmensentwicklung und Zukunftsperspektiven

IBM hat in der Vergangenheit die Entwicklung des Computers begleitet und lange Zeit sehr viel Geld mit sogenannten Lochkarten, wie sie damals verwendet wurden, verdient. Auch in Deutschland war man über die DEHOMAG (DEutsche HOllerith-MAschinen Gesellschaft mbH) vertreten, die man bereits recht früh (1922) akquiriert hatte (90%). Auch wenn man davon heute bei IBM sicher nichts mehr wissen möchte, war das Unternehmen ein großer Gewinner der Zweiten Weltkriegs. Denn die Nazis setzten stark auf die Technik der DEHOMAG zur Verwaltung ihres verbrecherischen Regimes. Bis zur Kriegserklärung an die USA im Dezember 1941 floss so viel Geld der DEHOMAG, verschleiert als Lizenzabgaben, an den Mutterkonzern im Bundesstaat New York.

Erfreulicher aus historischer Sicht waren da schon die 1980er Jahre. Dank der Forschungsarbeiten in den Vorjahren brachte Intel Ende der 1970er die x86-Prozessoren auf den Markt. Diese nahm wiederum IBM, ebenfalls in den 1970er Jahren stark in der Forschung, um auf deren Basis Anfang der 1980er Jahre den ersten IBM-PC auf den Markt zu bringen. Aus diesem entwickelte sich schließlich der heute bekannte Desktop-Computer bzw. der Laptop. Allerdings beging das Management von IBM dabei trotzdem einen gravierenden Fehler.

Denn da die Hardware damals noch teuer verkauft werden konnte, konzentrierte sich der Konzern ausschließlich auf die Produktion von Hardware und verschenkte quasi die Lizenz für das notwendige Betriebssystem an einen gewissen Bill Gates. Damit war IBM ein Geburtshelfer von Microsoft, die heute an der Börse sogar wertvoller sind. Denn im Laufe der Zeit verlagerte sich die Produktion von Hardware nach Asien, so dass sowohl die Herstellung als auch die Verkaufspreise deutlich unter Druck gerieten. Es ist noch gar nicht so lange her, da verkaufte IBM schließlich sein entsprechender Hardware-Business an die chinesische Lenovo.

 

All solcher Fehler zum Trotz gelang es "Big Blue" jedoch immer wieder sich völlig neu zu erfinden ("reinvented"). Eine solche Neuerfindung des Konzerns ist auch jetzt, unter CEO Virginia Rometty, wieder im Gange. Dabei addressiert IBM wichtige Zukunftsgeschäfte wie die Blockchain-Technologie, die Künstliche Intelligenz (Artificial Intelligence) oder die Forschung an sogenannten Quantencomputern. Im Zusammenhang mit dem Thema Künstliche Intelligenz haben sie sicherlich schon einmal von "Watson" gehört?! Der Computer wurde dabei nach Thomas J. Watson Sr. benannt, der IBM von 1914 bis 1956 führte (42 Jahre!). Auf Watson geht das Konzernmotto "Think" zurück, dass Apple zur Werbekampagne "Think different" inspirierte sowie der legendäre Satz: "Ich denke, dass es weltweit einen Markt für vielleicht fünf Computer gibt".

Diese "Prognose" von Watson, die damals durchaus realistisch erschien (Computer waren riesig, teuer und konnten vergleichsweise wenig), gilt heute als eine der größten Fehlprognosen der Menschheit. Allerdings lagen auch andere berühmte Persönlichkeiten mit ihren Einschätzungen völlig falsch. So sagte der deutsche Kaiser Wilhelm, der II. einst: "Das Auto hat keine Zukunft. Ich setze aufs Pferd". Und selbst der brilliante Bill Gates dachte: "Das Internet ist nur ein Hype". Allerdings sind solche Fehleinschätzungen kein Problem, wenn man denn bereit ist sich den Fehler auch einzugestehen. Bill Gates beispielsweise tat das sehr schnell und zettelte nur wenige Jahre später den Browser-Krieg gegen Netscape an.

Umso besser, dass Virginia Rometty sich mit solchen Prognosen zurückhält und durchaus bereit ist ihre Forscher auch an neuen Dingen wie eben der Blockchain arbeiten zu lassen. Die Zukunftschancen von IBM sind dementsprechend aus meiner Sicht gar nicht so schlecht und der Konzern dürfte sich in der Tat ein weiteres Mal neu erfinden.

 

Umsatz- und Gewinnentwicklung zuletzt und in der Zukunft

Werfen wir damit mal einen Blick auf die Umsatz- und Gewinnentwicklung des Konzerns. Diese zeigt uns natürlich, dass die erneute Neuerfindung des Konzerns durchaus mit Schmerzen verbunden ist. Allerdings war, ist und bleibt IBM trotzdem eine Gewinnmaschine mit einer alles in allem durchaus soliden Bilanz (ohne jetzt näher auf den Schuldenstand einzugehen).

Geschäftsjahr (per 31. Dezember) 2014 2015 2016 2017e 2018e 2019e
Jahresumsatz (in Mrd. USD) 92,79 81,74 79,92 78,65 78,66 81,04
Umsatzwachstum -5,7% -11,9% -2,2% -1,6% +0,0% +3,0%
Gewinn je Aktie (in USD) 15,60 13,60 12,39 13,80 13,92 14,18
Gewinnwachstum +2,0% -12,8% -8,9% +11,4% +0,9% +1,9%

Quelle: Google Finance und eigene Schätzungen


Im Zuge der Neuerfindung musste IBM natürlich Umsatz abgeben (ein Beispiel, wenngleich nicht aktuell, wäre die Trennung vom Hardwaregeschäft durch Verkauf an Lenovo) und zum Teil auch Gewinneinbußen hinnehmen. Dennoch lag der Gewinn stets über 10,00 US-Dollar je Aktie, so dass IBM auch ein solider Dividendenzahler (Quartalsdividende: 1,50 US-Dollar je Aktie!) war, ist und bleibt. Die Dividendenrendite - und diese halte ich für nachhaltig gesichert, da man stets weniger als die Hälfte des Gewinns als Dividende ausgekehrt hat - liegt somit bei guten knapp 4,1% p.a. Alleine dies ist schon extrem attraktiv! Zumal man auf längere Sicht sogar mit weiter steigenden Dividenden rechnen darf...

 

Fundamentale Bewertung: Günstiger Technologiegigant!

An der Börse ist IBM zurzeit "nur" knapp 140 Mrd. US-Dollar wert. Demgegenüber steht ein Umsatz von immerhin knapp 80 Mrd. US-Dollar, woraus sich ein KUV 2017e von knapp 1,75 ergibt. Dieses bleibt 2018e stabil und sinkt 2019e sogar leicht auf leicht unter 1,7. Alle Werte unter 2 halte ich hier jedoch für attraktiv.

Nicht viel anders sieht es aus, wenn man auf das - bei deutschen Anlegern so beliebte - KGV schaut. So errechnet sich für 2017e ein KGV von ca. 10,7, das dann in 2018e auf ca. 10,6 sowie 2019e auf ca. 10,4 absinkt. Okay, IBM könnte stärker wachsen, aber ein KGV von weniger als 11 für einen solchen Technologiegiganten? Auch dies halte ich für sehr günstig.

So würde m.E. kaum ein Anleger oder Analyst die Aktie als massiv überteuert einstufen, wenn das KGV bei 12 oder gar 15 liegen würde. Schließlich haben andere Technologiekonzerne zurzeit ganz andere KGVs. Ich jedenfalls würde IBM ein KGV von 12,5 zugestehen. Daraus errechnet sich dann ein fairer Wert auf Sicht eines Jahres von 12,5x 14,18 US-Dollar = 177,25 US-Dollar. Ich ziehe dabei die Gewinnschätzungen für 2019e heran, da das Jahr 2017 sich langsam dem Ende neigt und die Börsianer in der Regel ein Jahr in die Zukunft schauen. Zudem kauft ein Anleger, der die Aktie heute kauft, sie ja wohl auch auf Sicht von mindestens einem Jahr. Zu guter Letzt runde ich diesen errechneten fundamental fairen Wert noch leicht auf 180,00 US-Dollar auf. Aus fundamentaler Sicht könnte die Aktie also auf Sicht eines Jahres auf rund 180,00 US-Dollar steigen.

 

Charttechnik: Der Boden wurde gefunden!

IBM, Chart, 1 Jahr (in US-Dollar) (Quelle: comdirect)


Im Bereich 140,00 US-Dollar lag die alles entscheidende Unterstützung im Chart. Zuletzt fiel die Aktie vor einigen Wochen auf ein Tief von 139,70 US-Dollar und drehte dann nach oben. Charttechnisch also ein nahezu perfekter Move. Nachdem das Unternehmen dann zuletzt ganz gute Quartalszahlen vorlegen konnte - und dabei für das kommende Quartal erstmals wieder ein minimales Umsatzwachstum ankündigen konnte - schoss die Aktie kurzfristig nach oben. Dieser Anstieg wurde in den letzten Tagen korrigiert, so dass die Aktie unter 150 US-Dollar wieder reif für steigende Kurse sein sollte. Das Kursziel nach oben liegt dabei im Bereich 180,00 US-Dollar (welch ein Wunder!), den Stoppkurs würde ich leicht unterhalb von 140,00 US-Dollar platzieren (z.B. bei 136,72 US-Dollar).

 

Fazit: Jetzt zugreifen und in einem Jahr mehr als +20% machen!

Wer IBM zu Kursen bis 150,00 US-Dollar einsammelt, was gegenwärtig problemlos möglich ist, kauft hier eine Aktie mit einem Kurspotenzial von ca. +20% auf Sicht eines Jahres. Denn das Kursziel sehe ich bei 180,00 US-Dollar. Dazu kommt noch eine Dividende von über 4%, was sich ebenfalls sehen lassen kann. Diese Dividende ist sicher und sollte in Zukunft eher steigen als gesenkt werden. Es ist nahezu unfassbar wie günstig die Aktie bewertet wird, anscheinend haben die Anleger aufgrund der langen Zeitdauer des Konzernumbaus zuletzt ein wenig das Vertrauen in CEO Rometty verloren. Ich dagegen vertraue der Frau und stelle mich hiermit sogar gegen Warren Buffett. Denn der war vor einiger Zeit groß bei IBM eingestiegen (in der Spitze war sein Aktienpaket mehr als 10 Mrd. US-Dollar schwer) und zog sich zuletzt sukzessive zurück (aktuell ist sein Aktienpaket "nur" noch gut 5 Mrd. US-Dollar schwer). Buffett nämlich setzt eher auf Apple, was sicherlich nicht ganz verkehrt ist. Allerdings sehe ich CEO Tim Cook bei Apple als schlechter an als CEO Virginia Rometty bei IBM. Darum ist die Aktie für mich ein klarer Kauf!

Offenlegung von eigenen Positionen

Ich halte keine Position (direkt oder über Derivate) in der in dem Artikel behandelten Aktie.

Offenlegung von Geschäftsbeziehungen

Ich habe diesen Artikel selbst geschrieben und meine eigene Meinung wiedergegeben. Ich erhalte keine Vergütung für diesen Artikel (außer ggf. von Spekunauten). Ich habe keine Geschäftsbeziehungen mit einem der im Artikel genannten Unternehmen.

    Kommentare (5)

  • Ray123 translation missing: de.datetime.time_ago_in_words.almost_x_years

    "IBM und Amazon - neue Konkurrenten im Blockchain-Sektor?"
    IBM gilt als unangefochtene Nummer 1 im Blockchain-Sektor und forscht seit vielen Jahren an der Implementierung der Technologie in den verschiedensten Bereichen. Mit Amazon bekommt man nun jedoch einen ernsthaften Konkurrenten.

    Mehr dazu unter: http://www.deraktionaer.de/aktie/ibm-und-amazon---neue-konkurrenten-im-blockchain-sektor-370130.htm

  • Ray123 vor über 6 Jahren

    IBM startet jetzt seine Supercomputer-Offensive gegen China: http://winfuture.de/news,100819.html

  • Ray123 vor über 6 Jahren

    IBM und Blockchain? Ja, da entsteht ein neuer Zweig. Der amerikanische IT-Konzern hat Ende Oktober 2017 eine Kooperation mit der thailändischen Bank of Ayudha bekannt gegeben. Ziel der Zusammenarbeit soll es sein, die Arbeitsabläufe auf Blockchain-Basis zu digitalisieren und so Informationen sicherer, Transaktionen transparenter und Operationen effizienter zu machen. Bin mal gespannt, was aus der Richtung noch so kommen wird...

  • Molto vor über 6 Jahren

    Danke für den Artikel ! Habe IBM schon länger auf der WL, könnte mich jetzt kurzfristig dafür entscheiden.

  • Räudl vor über 6 Jahren

    Danke für den sehr informativen Artikel - sehe ich genauso und bin deswegen seit kurzem investiert

    HBMännchen vor über 6 Jahren

    Glückwunsch, das sollte sich langfristig auszahlen!!

Weitere Artikel
Es existieren im Moment keine weiteren Artikel zu dieser Aktie.