Zocker kommen voll auf ihre Kosten

15.09.2017 | Artikel über Bitcoin Group (DE000A1TNV91) von MMeier

Zusammenfassung

  • Grundsätzlich verfügt die Bitcoin Group über ein interessantes Geschäftsmodell
  • Aufgrund des geringen Freefloats gibt es jedoch regelmäßig heftige Kursausschläge
  • Obwohl sie ein durchaus interessantes Langfristinvestment ist, kaufen derzeit nur Zocker

Einschätzung

Kaufen Langfristige Anlage

Unternehmensprofil

Die Bitcoin Group SE ist eine Beteiligungsgesellschaft (Holding) und konzentriert sich als solche auf den Kauf, Verkauf sowie die Verwaltung von Beteiligungen an Unternehmen sowie die Übernahme von deren strategischer Führung, Steuerung und Koordination. Dabei konzentriert sich die Gesellschaft auf innovative Business-Konzepte und Technologien, überwiegend aus dem deutschsprachigen Raum. Bisher hält die Gesellschaft jedoch nur eine Beteiligung, nämlich 100% der Bitcoin Deutschland AG, die wiederum den Bitcoin-Handelsplatz bitcoin.de betreibt.

 

Unternehmensgründer: Oliver Flaskämper

Der Kopf, sowohl hinter der Bitcoin Group SE (als Großaktionär) wie auch der Bitcoin Deutschland AG (als Gründer und Vorstand) ist Oliver Flaskämper. Olli, den ich persönlich kenne, ist dabei schon in der Vergangenheit als erfolgreicher Gründer von diversen Internetunternehmen (u.a. Geizkragen.de) aufgefallen und muss als sehr seriöser Geschäftsmann eingestuft werden. Dies hat er auch jetzt wieder unter Beweis gestellt.

 

Problem des geringen Freefloats

Denn prinzipiell gab (und gibt es) bei der Aktie der Bitcoin Group SE ein Problem, nämlich das die Aktie weitestgehend in festen Händen lag und liegt, nämlich in den Händen von Herrn Flaskämper (über die Priority AG). Dadurch gab es zeitweilig nur rund 250.000 frei handelbare Aktien, was sicherlich einer der Gründe für den zuletzt so stark gestiegenen Aktienkurs war. Allerdings hat Herr Flaskämper hier insofern etwas Abhilfe geschaffen, weil er sich in die steigenden Kurse hinein kursschonend von einigen Aktien getrennt und somit den Streubesitz erhöht hat. Dennoch müssen sich Investoren darüber im Klaren sein, dass der Streubesitz auch jetzt noch relativ gering ist. So sind nur rund 23% der insgesamt nur 5 Mio. Aktien frei handelbar, das Angebot an Aktien somit auf rund 1,15 Mio. Stücke begrenzt. Wünschenswert wäre hier natürlich eine deutliche Erhöhung des Streubesitzes, um die Aktie besser handelbar zu machen. Allerdings dürfte dies schwierig sein, denn natürlich ist es verständlich, dass Herr Flaskämper weiterhin Großaktionär bleiben möchte. Ein gangbarer Weg wäre daher sicherlich die Reduktion seines Anteils in Richtung der 50% Marke sowie ggf. ein Aktiensplitt, bspw. im Verhältnis 3 für 1.

 

Operativ erfolgreiches Geschäft, aber leider extrem hohe Bewertung

Anders als manch anderes deutsches FinTech-Unternehmen verfügt die Bitcoin Group SE bzw. ihre 100%ige Tochtergesellschaft Bitcoin Deutschland AG über ein funktionierendes Geschäftsmodell. So werden auf bitcoin.de schon seit langer Zeit Bitcoins ge- und verkauft und dies klappte immer hervorragend. Ebenfalls interessant war seinerzeit die Partnerschaft mit der Fidor Bank, durch die sogar ein Handel nahezu in Echtzeit möglich wurde. Zuletzt wurde nun bekannt, dass unter bitcoin.de in Zukunft auch der Handel weiterer Kryptowährungen wie Bitcoin Cash und Ethereum möglich werden soll. Eine sinnvolle Expansion, die sich in Zukunft natürlich auch in der Umsatz- und Gewinnentwicklung niederschlagen dürfte.

Dabei brummen die Geschäfte auch so schon. Denn aufgrund der Kursrally der Kryptowährungen in den letzten Monaten werden immer mehr "Glücksritter" angezogen. So dürfte bitcoin.de bald schon seinen 500.000sten Kunden begrüßen. Da die Gesellschaft darüber hinaus auch selbst in Bitcoin investiert hat, steigt natürlich auch der Wert dieses Assets. Alles in allem dürfte bitcoin.de somit ein extrem erfolgreiches Geschäftsjahr 2017 feiern. Dabei bleiben die Aussichten, selbst wenn es bald mal zu einem größeren Einbruch bei den Kryptowährungen kommen sollte (ein solcher ist aktuell in vollem Gange!) generell weiterhin positiv, denn "der Bitcoin ist gekommen um zu bleiben", wie es Oliver Flaskämper formulierte.

 

Umsatz- und Gewinnentwicklung

 In 2015 lag der Umsatz noch bei bescheidenen 60.000 Euro, konnte aber schon in 2016 stark auf 1,12 Mio. Euro (+1766%) gesteigert werden. Was das Ergebnis angeht, lag dieses bereits im Bereich der schwarzen Null. Aufgrund des Booms der Kryptowährungen ist schon im laufenden Jahr 2017e mit einer weiteren deutlichen Umsatzsteigerung zu rechnen. So lag der Umsatz im ersten Halbjahr bereits bei 1,77 Mio. Euro und das Vorsteuerergebnis bei 1,22 Mio. Euro. Dies zeigt zwei Dingen, nämlich zum einen ein starkes Wachstum und zum anderen die hohe Marge, die das Unternehmen bei seinen Geschäften erzielt. Das ist aber auch kein Wunder, schließlich gibt es weltweit nicht so viele Möglichkeiten in Kryptowährungen zu investieren und in Deutschland schon gar nicht, so dass man auf den deutschen Markt bezogen schon von einer Quasi-Monopol-Stellung von bitcoin.de sprechen muss.

Einige Beobachter rechnen daher für das Gesamtgeschäftsjahr 2017e inzwischen schon mit einem Umsatz um 5 Mio. Euro sowie einem Gewinn (nach Steuern) in der Gegend von 2 Mio. Euro. Ich halte dies, zumindest was den Gewinn betrifft, für deutlich zu hoch gegriffen. Denn zum einen musste die Gesellschaft zur Forcierung ihrer Expansion (inbesondere der Ausweitung auf andere Kryptowährungen) auch Geld investieren, zum anderen läuft hier aktuell erst einmal ein noch relativ eingeschränkter Beta Test. Daher würde ich eher mit einem Jahresumsatz zwischen 4-5 Mio. Euro und einem Gewinn unterhalb von 1,5 Mio. Euro rechnen. Allerdings dürfte dann ab 2018e die nun eingeleitete Expansion zum tragen kommen, so dass ich mir auch in Zukunft weiterhin stark steigende Umsätze und eine entsprechende Gewinnentwicklung vorstellen kann.

 

Fazit: Hohe Bewertung, aber eine Aktie für die Watchlist!

Wie Sie dem, was ich unter Umsatz- und Gewinnentwicklung geschrieben habe, schon entnehmen können, wage ich zurzeit noch keine konkreten Umsatz- und Gewinnprognosen über 2017e hinaus. Leider beobachtet nämlich meines Wissens nach kein Analyst die Gesellschaft ("Coverage") und auch das Management selbst bleibt in seinen Prognosen eher vage. Kein Wunder, denn natürlich hängt die weitere Expansion von vielen verschiendenen Dingen ab: wie entwickelt sich der Kryptowährungsmarkt generell, verläuft die weitere Expansion (Ausweitung auf weitere Kryptowährungen) technisch problemlos und nehmen die Kunden diese Möglichkeiten auch an?

Es ist nicht unbedingt davon auszugehen, dass auch in Zukunft alles so glatt läuft wie bisher und das Wachstum schwächt sich schon alleine aufgrund des sogenannten Basiseffekts ab. Es ist eben leichter den Umsatz von 60.000 Euro auf 1,12 Mio. Euro zu steigern als von 1,12 Mio. Euro auf 20,9 Mio. Euro (prozentual in etwa dasselbe). Dennoch glaube ich, dass sich die Bitcoin Deutschland AG auf einem guten Weg befindet und folglich auch die Bitcoin Group SE.

So würde ich für 2018e mit einem Jahresumsatz von über 10 Mio. Euro und einem Gewinn von über 2 Mio. Euro ausgehen, was natürlich immer noch nicht das Ende der Fahnenstange wäre. Demnach wäre die Aktie aktuell mit einem KUV 2018e von 18 sowie einem KGV 2018e von 90 bewertet. Das erscheint, insbesondere auf das KUV bezogen, sehr hoch und daher muss man die Aktie gegenwärtig sicherlich auch noch nicht einsammeln. Sollte es aber hier nochmal zu einem deutlichen Einbruch kommen und die Aktie in Richtung der 20 Euro Marke zurückfallen, sähe die Sache schon anders aus. Dann läge das KUV 2018e nämlich plötzlich "nur" noch bei etwa 10 und das KGV 2018e bei ca. 50. Das ist natürlich immer noch hoch, aber schon eher vertretbar. Immerhin wurden in den USA erfolgreiche Internetunternehmen - und das ist die Bitcoin Group ja zweifellos - in der Vergangenheit durchaus mit KUVs von bis zu 12 und KGVs von über 100 bewertet.

Somit ist die Aktie der Bitcoin Group SE zurzeit noch kein Kaufkandidat, aber durchaus eine Aktie für die Watchlist. Warten Sie ab, bis der aktuelle Hype ein wenig verflogen ist - und greifen Sie zu Kursen um oder sogar unterhalb von 20 Euro zu. Auf Sicht von 2-3 Jahren winken hier dann nämlich durchaus Kursgewinne von bis zu +100%. Aber bedenken Sie, dass der Gewinn eben auch im Einkauf liegt - und bezahlen Sie daher nicht zu viel!

Offenlegung von eigenen Positionen

Ich halte keine Position (direkt oder über Derivate) in der in dem Artikel behandelten Aktie.

Offenlegung von Geschäftsbeziehungen

Ich habe diesen Artikel selbst geschrieben und meine eigene Meinung wiedergegeben. Ich erhalte keine Vergütung für diesen Artikel (außer ggf. von Spekunauten). Ich habe keine Geschäftsbeziehungen mit einem der im Artikel genannten Unternehmen.

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