Turnaround-Story läuft...

21.08.2017 | Artikel über Bilfinger (DE0005909006) von MMeier

Zusammenfassung

  • Das Unternehmen wurde vom Ex-Politiker Roland Koch fast in den Abgrund gemanagt!
  • Finanzinvestoren wie Cevian Capital stehen aber trotzdem weiterhin zu der Aktie
  • Nach zig Gewinnwarnungen ergibt sich nun endlich eine Turn-Around Chance

Einschätzung

Kaufen Langfristige Anlage

Unternehmensprofil

Die in Mannheim ansässige Bilfinger SE ist ein börsen-notierter, internationaler Industriedienstleistungskonzern. Bis ins Jahr 2012 firmierte das Unternehmen noch unter dem Namen Bilfinger Berger. Das Dienstleistungsangebot der Gesellschaft umfasst die Bereiche Beratung, Engineering, Fertigung, Generalinspektion und Instandhaltung sowie Montage.

 

Unternehmensgeschichte

Die heutige Bilfinger ging im Jahre 1975 durch den Zusammenschluss mehrerer Baugesellschaften hervor. Die Pläne hierzu, mit der man einen nationalen Champion in der Baubranche schaffen wollte, wurden dabei bereits in den 1960er Jahren von der Dresdner Bank unter ihrem damaligen CEO Jürgen Ponto entwickelt. Hintergrund war die Beteiligung der Dresdner Bank an gleich mehreren kleineren Bauunternehmen. So entstand seinerzeit die Bilfinger + Berger Bauaktiengesellschaft, aus der 2001 die Bilfinger Berger AG wurde. 2010 firmierte man dann in Bilfinger Berger SE um, aus der schließlich - wie eingangs erwähnt - im Herbst 2012 die heutige Bilfinger SE wurde.

Bereits Mitte 2011 hatte der ehemalige hessische Ministerpräsident Roland Koch die Führung des Konzerns von Herbert Bodner übernommen. Dieser ruhte sich jedoch weitestgehend auf den Erfolgen seines Vorgängers aus (in der Politik würde man wohl dazu sagen: er versuchte die aufkommenden Herausforderungen auszusitzen), so dass seine Amtszeit in erster Linie mit zwei kurz aufeinanderfolgenden Gewinnwarnungen verbunden wird. Folglich musste er seinen Hut nehmen und Vorgänger Bodner wurde zu seinem Nachfolger. Dies war jedoch nur eine Übergangslösung und Bodner musste schon bald an den Norweger Utnegaard übergeben, zumal er maßgeblich an der Auswahl seines Nachfolgers Koch beteiligt gewesen war.

Die CEOs gaben sich nur so die Klinke in die Hand, dafür gab es jedoch beständig weitere Gewinnwarnungen. In der Folge geriet die Aktie immer weiter unter Druck und verlor vom Hoch bei über 90 Euro in 2014 auf ein Tief um 25 Euro in 2016.

 

Aktuelle Geschäftsfelder

Nach zahlreichen Verkäufen von Geschäftsbereichen ist Bilfinger heute ein reiner Industriedienstleister. Im Rahmen der Strategie "Bilfinger 2020" wurde das Angebot in den beiden Bereichen Engineering & Technologies (E&T) sowie Maintenance, Modifications & Operations (MMO) gebündelt. Während man in der Sparte E&T international agiert, fokussiert man sich in der Sparte MMO auf regionale Angebote. Darüber hinaus gibt es noch das Geschäftsfeld "Other Operations", in dem man Geschäfte bündelt, von denen man sich noch trennen möchte.

 

Umsatz- und Gewinnentwicklung

Alleine schon aufgrund der Desinvestitionen sank der Jahresumsatz des Konzerns zuletzt beständig und zwar von ca. 8,4 Mrd. Euro in 2013 über ca. 7,7 Mrd. Euro in 2014 (-8,5%) sowie knapp 6,5 Mrd. Euro in 2015 (-15,8%) bis auf ca. 4,25 Mrd. Euro in 2016 (-34,4%). Innerhalb von nur drei Jahren um etwa die Hälfte. Dabei liegt der Umsatz je Mitarbeiter aktuell jedoch höher als noch in 2013, obwohl es auch hier zwischenzeitlich mal einen Rückgang gab.

Schlechter lief es jedoch beim Gewinn. So lag der Gewinn je Aktie in 2013 noch bei 3,91 Euro. In 2014 und besonders 2015 fiel dann jeweils ein Verlust an, insbesondere 2015 lag dieser mit -11,06 Euro auf einem sehr hohen Niveau (in negativer Hinsicht).

Im laufenden Geschäftsjahr 2017 kalkuliert Bilfinger mit einem leichten Wachstum sowie einem ausgeglichenen bereinigten EBITA. Dabei kauft man aufgrund des niedrigen Kursniveaus eigene Aktien im Volumen von 150 Mio. Euro zurück. Dieses Programm startet dabei im Herbst 2017, wir stehen also unmittelbar davor.

 

Fazit: Mehr Chancen als Risiken!

Nachdem die letzten Jahre, insbesondere aufgrund des schlechten Managements unter dem Politiker Koch, für Bilfinger alles andere als gut liefen, scheint der Konzern zwischenzeitlich die Talsohle durchschritten zu haben. Dies zeigt sich sowohl im Aktienkurs, der zuletzt nicht mehr auf alte Tiefs zurückgefallen ist als auch in der fundamentalen Entwicklung des Konzerns. Dies sollte sich unter der Führung von CEO Thomas Blades, trotz einer zuletzt erneuten Gewinnwarnung, auch so weiter fortsetzen lassen. Daher sehe ich bei der Aktie gegenwärtig mehr Chancen als Risiken und würde die Aktie einsammeln. Das Kursziele sehe ich dabei auf Sicht von 12-18 Monaten nicht unter 60 Euro, ein relativ enger Stoppkurs unterhalb von 33 Euro (z.B. bei 32,18 Euro) sichert die Position angemessen ab. 

 

Offenlegung von eigenen Positionen

Ich halte keine Position (direkt oder über Derivate) in der in dem Artikel behandelten Aktie.

Offenlegung von Geschäftsbeziehungen

Ich habe diesen Artikel selbst geschrieben und meine eigene Meinung wiedergegeben. Ich erhalte keine Vergütung für diesen Artikel (außer ggf. von Spekunauten). Ich habe keine Geschäftsbeziehungen mit einem der im Artikel genannten Unternehmen.

    Kommentare (5)

  • MMeier vor über 6 Jahren

    Noch ist nicht viel passiert, aber ich halte weiter an der Turn-Around Story fest...

  • MMeier vor über 6 Jahren

    Bilfinger steigt nun aus dem MDAX in den SDAX ab, was zu erwarten war. Daher sehe ich darin auch nur ein eher kurzfristiges Problem.

  • Ray123 vor über 6 Jahren

    Heute ein interessanter Artikel zu diesem Wert auf Aktiencheck.de -
    Zitat: "Es sei noch nicht absehbar, wie sich der Tropensturm Harvey auf die US-Geschäfte des Mannheimer Konzerns ausgewirkt habe, so der Analyst in einer heute veröffentlichten Studie. Im schlimmsten Fall könnte er zu einer monatelangen Stilllegung der Betriebe in Texas führen. Andererseits könnte Bilfinger jedoch womöglich sogar von der Flutkatastrophe profitieren..."

    MMeier vor über 6 Jahren

    Da es einen Wiederaufbau geben muss, wüsste ich nicht was an "Harvey" negativ für Bilfinger sein sollte. Selbst wenn Trumps "America First" greift, führt das nur dazu, dass US-Bauunternehmen ausgelastet sind und somit im Rest der Welt Aufträge für Bilfinger frei werden. ;)

    Ray123 vor über 6 Jahren

    Stimmt :)
    Besten Dank wieder einmal für deine geschätzte Meinung.

  • Ray123 vor über 6 Jahren

    Ich sehe die Aktie auch eher als Short-Idee: In den vergangenen zehn Jahren weist die Aktie von Bilfinger einen Kursrückgang von im Mittel - 3,9% pro Jahr aus. Ein Einsatz in Höhe von 10.000 Euro wäre damit auf 6.726 Euro geschrumpft. Gleichzeitig ist das Anlage-Risiko angesichts der Verlust-Ratio von 3,38 als hoch einzustufen. Wer die Aktie langfristig im Depot führte, hatte gewissermaßen einen Kapitalvernichter als Anlage...

    MMeier vor über 6 Jahren

    Du machst den Fehler die Vergangenheit in die Zukunft fort zu schreiben. Ich habe sie aber nicht vor 10 Jahren als Kaufkandidaten gesehen, sondern tue das jetzt. Zudem kommt es auch immer auf die Zeitspanne an: von 2008 bis 2014 stieg sie bspw. auch von 28 auf über 92 Euro. ;)

    Ray123 vor über 6 Jahren

    Ich werde die weitere Entwicklung bei Bilfinger beobachten :)
    Danke für deine Einschätzung zu diesen Wert, MMeier!

    MMeier vor über 6 Jahren

    Tu das! Nichts zu danken, immer gerne. ;)

  • Molto vor über 6 Jahren

    Danke für den Artikel MMeier, aber Bilfinger sieht mich als Aktionär nie wieder, 3 Gewinnwarnungkorrekturen in 6 Monaten (nach der ersten und dem ersten großen Fall um 40% hatte ich gekauft), Bestechungen zur Fußball WM in Brasilien, etc. Seit mind. 2 Jahren dem ständig neue Strategien. Für mich ist Bilfinger allenfalls ein Aufsplittungs-Kandidat, der in 5+ Jahren nicht mehr existieren wird. Dein Kursziel von >60€ halte ich für sehr sehr optimistisch, sollten wirklich die Chancen ggü. den Risiken obsiegen, kann es evtl. gegen 40€+ gehen, aber viel mehr gibt m.E. auch Dein artikel nicht her.

    MMeier vor über 6 Jahren

    Auch hier nochmal: Ich habe die Aktie jetzt auf KAUFEN gestellt, nicht vor 3 Jahren. Natürlich ist hier zuletzt einiges schlecht gelaufen. Deshalb bekommt man die Aktie jetzt ja so günstig. Man sollte auch nicht vergessen, dass der Hauptverantwortliche für die Gewinnwarnungen, Herr Koch, weg ist. Ich bin KEIN Hellseher und kann falsch liegen. Aber ich sehe bei Bilfinger JETZT mehr Chancen als Risiken!!

    Molto vor über 6 Jahren

    Die ersten 2 Gewinnwarnungen damals konnte Herr Koch noch nicht verantworten, da er erst ein paar Monate im Amt war, bei der dritten hab ich mir gesagt, das hätte er schon mindestens in der zweiten sagen können, wenn er Kontrolle hätte und klare Verhältnisse hätte kommunizieren wollen.
    Aber egal, ich wollte das nur mit Dir diskutieren. Mal sehen, was kommt.

    MMeier vor über 6 Jahren

    Du kannst jederzeit mit mir diskutieren. Ich bin auch bereit meine Meinung zu ändern, wenn gute Argumente kommen. Was aber viele Anleger falsch machen (ist aber kein Problem, selbst Analysten unterliegen oft diesem Fehler): die Vergangenheit einfach in die Zukunft projizieren. Das geht sogar oft auf, manchmal aber eben nicht. Bestes Beispiel hierfür ist Apple. Bevor da Steve Jobs zurück kam, galten die als stark insolvenzgefährdet. Was heute ist, weiß ja jeder... ;)

    Molto vor über 6 Jahren

    Mit dem Vergangenheit in die Zukunft projizieren hast Du natürlich Recht !

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